Urlaub im Sommer? Wie kommen Sie denn auf die Idee? Überlegen Sie doch nüchtern, was Sie sich mit einem durchgearbeiteten Sommer ersparen.

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+++Pro
Von Harald Fidler

Urlaub im Sommer? Wie kommen Sie denn auf die Idee? Überlegen Sie doch nüchtern, was Sie sich mit einem durchgearbeiteten Sommer ersparen: Stau hin, Stau zurück, mit all den anderen Urlaubsverblendeten. Sonderschichtbedingt extragrantiges Personal, von der Exekutive bis zum Oberkellner. Übervolle Strände. Höchstmögliche Zimmerpreise. Derselbe Dauerregen, dieselben Windhosen, dieselbe Kälte, wie man sie ebenso im Frühling (wer den noch kennt), Herbst oder Winter haben kann. Oder die schlimmstmögliche Affenhitze des ganzen Jahres. Wie herrlich ist es gerade da im Büro? Endlich in Ruhe arbeiten. Das ganze Jahr ständig störende Anrufer, Mailer, Faxer stehen im Stau, ärgern sich über Polizei oder Personal, streiten um Strandliegen oder Sonnenschirme, zählen besorgt ihr Erspartes für die Hotelrechnung, frieren oder schwitzen. Ebenso Kunden, Kollegen und Chefs. Da kommen endlich auch Medienredakteure zu den wirklich wichtigen Themen. Zum Beispiel Glossen, dass man den Sommer unbedingt durcharbeiten sollte.

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Contra---
Von Michael Möseneder

Den Sommer durcharbeiten? Selbstverständlich! Sicher! Gerne! Falls man Auslandskorrespondent auf Kuba oder in Thailand ist. Verrichtet man dagegen im wettermäßigen Notstandsgebiet Österreich sein Tagewerk, ist es geradezu gesundheitsgefährdend.

In einem durchschnittlichen Jahr ist die Witterung zwischen Oktober und Mai unerträglich. Es ist kalt, es ist dunkel, es ist nass. Und dann soll man die paar Wochen pro Jahr, in denen man sich ohne Daunenjacke oder Regenschirm im Freien aufhalten kann, im Büro verbringen? Danke, nein.

Zumindest ein paar Tage muss man sich daher das Recht herausnehmen, den Sommer auch live zu erleben, selbst wenn man sich nicht ins Ausland begibt. Denn Durcharbeiten geht ja auch ins Geld. Die Kollegen verabschieden sich ja auch. Was bedeutet, dass man selbst mehr Arbeit erledigen muss. Und da zu viel Arbeit ungesund ist, müsste man im Herbst gleich drei Wochen verschwinden. Nach Kuba oder Thailand. Allerdings - dort könnte man sich gleich um einen Job umschauen. (Der Standard/rondo/25/06/2010)