Im kommenden Herbst werden wir uns am nackigen Marc Jacobs weiden können.

Foto: Marc Jacobs

Es gehört zu den schönen Seiten der Mode, dass sie Menschen mindestens genau so gerne an- wie auszieht. Am besten ist das bei der Werbung zu sehen: Sie belästigt uns zum Glück recht selten mit so profanen Dingen wie den neuen Röcken oder Mänteln der Saison. Dafür sind reihenweise zurechtgeschnipselte Schenkel, abgesaugte Bäuche, aufgepumpte Brüste und gephotoshopte Zehennägel zu sehen. Diese Praxis hat Madonna schöne Werbeverträge eingebracht - und uns über so manche misslungene Kollektion hinweggerettet.

Im kommenden Herbst nun werden wir uns am nackigen Marc Jacobs weiden können. Sein eingeölter Musterkörper, der das Ergebnis eines gefinkelten Programms aus Ernährungspillen und Hantelübungen in Kombination mit einer strengen Kokain-Diät ist, ziert die Werbung für sein erstes Männerparfum ("Bang"). Statt eines Feigenblatts schmückt der neue Zerstäuber sein Gemächt. Dem Fotografen der Kampagne, Juergen Teller, ist damit ein reizendes Bild gelungen, das hoffentlich bald Schule machen wird. Designer gehören in der Modebranche nämlich zu den wenigen Auserwählten, die sich nicht permanent ausziehen müssen.

Dabei wären ihre Wonnekörper doch die besten Werbeträger. Das erkannte schon vor Jahren Yves Saint Laurent, der sich im Adamskostüm mit Hornbrille ablichten ließ. Seitdem hat sich kaum einer mehr von seiner nackten Seite präsentiert - nicht einmal Tom Ford. Wir hoffen, das Eis ist jetzt gebrochen. Karl Lagerfeld übernehmen Sie! (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/04/06/2010)