Cartier Tortue ewiger Kalender

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Chanel J12 RM

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Jaeger-LeCoultre Master Compressor Extreme LAB 2

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Milus Tirion

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Die Renaissance der Mechanik ab etwa 1983 bescherte Armbanduhren den Glasboden. Man sollte sehen, dass die Armbanduhr richtig tickt. Danach bescherten Skelettuhren vordergründige Einblicke. Als weitere Zündstufe für Mechanik-Voyeure präsentiert sich der Techno-Look mit geöffnetem Zifferblatt und entsprechender Gestaltung der dort sichtbaren Kadratur.

Die neueste Vertreterin dieser Spezies Zeitmesser, die Master Compressor Extreme LAB 2 stammt von Jaeger-LeCoultre. Wahrhaft Extremes ist dem Boliden mit 46,8-mm-Heavy-Duty-Schale aus TiVan15 und Keramik kürzlich im Himalaya-Gebirge widerfahren. Probleme bereiteten dabei weder die aus 143 Teilen zusammengefügte Schale noch das komplexe Automatikkaliber 781. Hierfür, einen Schaltrad-Chronografen mit 60 Stunden Gangautonomie, brauchen die Uhrmacher nicht weniger als 566 Teile.

Dank Silizium-Hemmung und -Spirale widersteht es Magnetfeldern bis zu 240 Gauss. Die Vorderseite offenbart mechanische Funktionalität in Reinkultur: Digitaler Minuten- sowie 24-Stunden-Zähler des Chronografen, Indikation einer zweiten Zonenzeit, große Gangreserveanzeige und, links neben dem Datum, die Darstellung des Schaltzustands der drei drücker- und säulenradgesteuerten Kronenfunktionen: neutral, Einstellen von GMT-Funktion und Datum, Uhrzeit. Das Ziehen der Krone ist überflüssig, eine Gefahrenquelle aus der Welt geschafft. Der Uhrenkreateur Richard Mille gehört zu den Pionieren des chronometrischen Technolooks. Eine seiner neuesten Zeit-Schöpfungen, die RM 028, gehört zur Gattung der professionellen Taucheruhren gemäß ISO-Norm 6425.

Unterschiedliche Ansprüche

Will heißen, das 47-mm-Titangehäuse mit einseitig drehbarer Tauchzeit-Lünette und verschraubter Krone widersteht dem nassen Element bis 30 Atmosphären. Das Rohwerk der zeitbewahrenden Automatik RMAS7 mit schwarz beschichteten Titanteilen stammt von Vaucher und besitzt einen besonderen Kugellagerrotor: Je nach Aktivität des Besitzers lassen sich zwei Arme so verstellen, dass die einseitig wirkende Schwungmasse mehr oder weniger Drehmoment erzeugt. Schreibtischtäter und Extremsportler besitzen diesbezüglich eben unterschiedliche Ansprüche. Die Gangautonomie liegt nach Vollaufzug bei 55 Stunden.

Den Spagat zwischen technisch und elegant wagt die Schweizer Uhrenmarke Milus in fernöstlichem Eigentum. Nach dem Motto "Wir messen nicht die Zeit, wir sprechen mit der Zeit" entstand die Tirion Minutenrepetition mit 46 mm großem Weiß- oder Rotgoldgehäuse. Einmal mehr bildet das offene Zifferblatt den Rahmen für technische Features des aus 417 Teilen "komponierten" Handaufzugswerks der Fabrique du Temps.

Besonders ins Auge sticht das Ballett der drei retrograden Sekundenzeiger samt der zugehörigen Mechanik. Jeder ist für zwanzig Sekunden zuständig. Sobald er am Ende seiner Skala angekommen ist, übergibt er die Staffel an den nächsten. Ein Zeigerdatum ist ebenfalls vorhanden. Die akustische Dimension in Gestalt von Stunden, Viertelstunden und Minuten erschließt sich nach Betätigung des Drückers im Gehäuserand bei der "3". Und: Wer hören will, darf auch sehen.

Uhrmacherische Komplikation

Sofern sich das Schaltwerk einer uhrmacherischen Komplikation unter dem Zifferblatt befindet, spricht man von Kadratur. Selbige bringt Cartier bei der "Tortue ewiger Kalender" dank eines durchbrochenen Zifferblatts wirkungsvoll zur Geltung. Die Wochentage stellt das Automatikkaliber 9422 MC mithilfe eines retrograden, also rückspringenden Zeigers bei der "6" dar. Fürs Datum ist ein zentraler Zeiger zuständig. Und bei der "12" rotieren blaue Zeiger für die Monate und den Schaltjahreszyklus.

Die beiden Zugfedern des Handaufzugskalibers RMT-10 in der Chanel J12 RM wollen spätestens nach 237 Stunden gespannt werden. Dazu muss die wie ein Poller rechts im Gehäuse versenkte Krone "geliftet" werden. Ein Drücker bei "2" aktiviert die Zeigerstellung. Nach getaner Arbeit drückt man das Ganze wieder herunter. Weil das Bedienteil dem Minutenzeiger im Wege steht, bewegt sich der nur bis "zehn nach". Dann eilt er innerhalb zehn Minuten linksherum zu "20 nach" und dreht von dort wieder in gewohnter Richtung. Während des Rückwärtsgangs bildet eine digitale Indikation die Minuten ab.

Das Tourbillon des 315-Komponenten-OEuvres unterstreicht den voll und ganz beabsichtigten Techno-Look. (Gisbert L. Brunner/Der Standard/rondo/21/05/2010)