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Im Spa sind Schwangere Gäste mit besonderen Bedürfnissen.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Hotels, die sich an die Zielgruppe "Schwangere" richten - wer braucht das denn? Anders als die Klientel von Kurkliniken, Fastenhotels oder Reha-Einrichtungen laborieren Schwangere ja nicht an einem Leiden, von dem sie kuriert werden müssten. Auf den zweiten Blick hat die Idee der österreichischen Hotelkooperation New Life Hotels einiges für sich. Viele werdende Eltern möchten im Urlaub noch einmal ihre Partnerschaft genießen, bevor die Geburt ihr Leben gründlich auf den Kopf stellt. Wenn die Gastgeber dabei besonders auf die Bedürfnisse der werdenden Mütter Rücksicht nehmen - um so besser.

43 Häuser in Österreich, Deutschland und Italien, alle der Vier-Sterne-Plus-Kategorie, haben sich zu den New Life Hotels zusammengeschlossen. Ob "Das Kranzbach" bei Garmisch-Partenkirchen, der "Quellenhof" im Südtiroler Passeiertal oder das "Haus Hirt Hotel & Spa" in Bad Gastein: Die beteiligten Hotels verfügten beim Zusammenschluss bereits über die entsprechende Infrastruktur. Im "Haus Hirt" führten "hausinterne Schwangerschaften" und die damit einhergehende "Sensibilisierung auf die Bedürfnisse" dazu, sich den Baby-Spezialisten anzuschließen. Unter den Schwangeren: die Besitzerin des alpinen Hide-aways, Evelyn Ikrath, Mutter von Kasimir (4). Mit der Lage in den Bad Gasteiner Bergen (viele ebene Höhenwege, die auch mit Bauch und Buggy ausgedehnte Spaziergänge in der Höhenluft erlauben) und dem Spa waren die Voraussetzungen für ein Schwangerschaftsdomizil gegeben. Sollte es ernst werden, gibt es eine Hebamme im Ort und eine Geburtsstation in 20 Autominuten Entfernung.

Im Spa sind schwangere Frauen Gäste mit besonderen Bedürfnissen. Attila Elekes, Haus-Hirt-Therapeut, weiß um die Dos and Don'ts. "Schwangere leiden häufig unter schweren Beinen, gut tun auch Rückenmassagen. Dazu sitzen die Schwangeren auf einem Stuhl - ist für uns Therapeuten zwar ein bisschen anstrengender, aber ermöglicht selbst mit Bauch eine entspannte Haltung." Bestimmte Anwendungen, etwa Fußreflexzonenmassagen, sind tabu. Auch bei den Ölmischungen wird das ungeborene Baby berücksichtigt. "Wir massieren normalerweise mit stark duftenden, hoch wirksamen Aveda-Mixturen. Bei Schwangeren greifen wir zu duftneutralem Jojobaöl." Von Sauna und Baden im Thermalwasserpool hält Elekes nicht viel, das sei umso belastender, je größer der Bauchumfang.

Nicht zu heiß gebadet

Im Folder "Urlaubsinfo für werdende Eltern", den die Hotelgruppe gemeinsam mit dem Österreichischen Hebammen-Gremium zusammengestellt hat, heißt es dazu: "Baden tut der Schwangeren und dem Baby gut (...) Worauf man achten sollte, ist die Wassertemperatur. Zu warmes Wasser, das heißt mehr als 38 Grad, kann Wehen auslösen oder zu Kreislaufproblemen führen." Auf Sauna müssten werdende Mütter nicht verzichten - sofern sie Saunabesuche gewöhnt sind. Kurz vor der Entbindung und bei vorzeitigen Wehen heißt es dagegen: besser draußenbleiben. Auf die enge Zusammenarbeit mit Hebammen legen die Mitgliedsbetriebe der New Life Hotels besonderen Wert. Das Haus Hirt etwa bietet die Möglichkeit, Urlaub und Geburtsvorbereitungskurs miteinander zu verbinden. Einzelberatung bei einer ausgebildeten Hebamme ist in vielen Hotels zubuchbar. Andere Angebote gehören dagegen eher in die Kategorie "Marketing-Gag", etwa das "Saure-Gurken-mit-Sahne-Menü" (Hotel Schloss Basthorst) oder das Anwendungspaket "Formel 1" für Papi (Parkhotel Bayersoien). Originell, aber auch nicht jedermanns Sache: Body Painting im Hotel Schütterhof, Rohrmoos: "Eine halbe Stunde Spaß mit unserer Kosmetikerin Gundi bei einer 'Bauchbemalung', festgehalten auf tollen Bildern." Weniger spaßig ist die Positionierung der Hotels Bayersoien und Schillingshof als Babywunsch-Hotels. Kuranwendungen mit alpinem Bergkiefernhochmoor sollen hier richten, was "trotz entsprechender schulmedizinischer Vorbehandlungen" nicht gelingen wollte. Im Internet kursieren angebliche Studien der Universität München mit Erfolgsquoten von "beachtlichen 60 Prozent bei den beobachteten Frauen". Zwei, besser drei Wochen Aufenthalt werden Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch empfohlen - schön, wenn etwas dran sein sollte am Baby-Moor. (Barbara Jordan/DerStandard/rondo/07/05/2010)