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Die Braumeister und die Gerstenbauern setzten sich jedenfalls in der Vorwoche zusammen, um den Braugerstenmarkt zu diskutieren.

Foto: APA/dpa/Friso Gentsch

Von den Weinbauern weiß man immerhin, dass sie Weinberge bewirtschaften, die man in der Landschaft gut erkennen kann. Man kennt auch die Keller und die Heurigenschenken - denn die meisten österreichischen Weinbauern produzieren nicht nur Trauben, sondern eben auch den Wein, den sie dann vermarkten.

Beim Bier ist das anders: Das kommt aus der Brauerei. Diese braut es aus Malz - viel weiter reicht die Allgemeinbildung kaum. Dass Malz aus der Mälzerei kommt und dass diese es aus angekeimter Gerste herstellt, ist allenfalls aus der (ziemlich unzutreffenden) Bezeichnung "Gerstensaft" abzuleiten.

Es gibt eben heute kaum noch Bauern, die das selbst angebaute Getreide zu Bier verbrauen. Und so kommt einem bei einer Landpartie angesichts der nickenden Gerstenähren auch kaum in den Sinn, dass da eben Bier wächst. Selbst den meisten Brauereien ist das herzlich egal. Rohstoffeinkauf ist in Großkonzernen eher die Sache der Kaufleute als der Braumeister - und da zählt der Preis mehr als die Herkunft.

Braugerstenmarkt

Was andererseits eine Differenzierungsmöglichkeit für mittelständische Brauereien bietet. So hat sich die Zwettler Brauerei schon vor 25 Jahren um regional gezüchtete und angebaute Gerstensorten gekümmert. Und die Murauer Brauerei hat sich mit der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf (EGZ) zusammengetan, um Qualitätsanbau, Vermälzung (durch die Stadlauer Malzfabrik) und Brauvorgang in eine stabile, nachvollziehbare Beziehung zu setzen. Die Brauerei Schloss Eggenberg tat es ihr gleich, Hirter und Stiegl könnten in nächster Zeit folgen.

Die Braumeister und die Gerstenbauern setzten sich jedenfalls in der Vorwoche zusammen, um den Braugerstenmarkt zu diskutieren. Aus den vergangenen Jahren gibt es ein weltweites Überangebot an Braugerste - und das bedeutet fallende Preise. Die Folge sind sinkende Anbauflächen, weil Bauern heuer und im nächsten Jahr andere Pflanzen anbauen werden. 2011 und 2012 sind - normale Witterung vorausgesetzt - wieder steigende Gerstenpreise zu erwarten. Langjährige Vertragsbindungen können das ausgleichen, aber solche kommerziellen Erwägungen sind für Konsumenten allenfalls im Hinblick auf die Bierpreisentwicklung interessant. Wichtiger ist, dass Bier auch weiterhin auf heimischen Feldern wächst. (Conrad Seidl/Der Standard/rondo/19/02/2010)