Lieber drei Jeans übereinanderziehen, als die Berufskleidung von Balletttänzern und Renaissancefürsten anlegen.

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Margarete Affenzeller

Ich finde Menschen, die sich bedeckt halten, immer gut. Ihnen zollt man Respekt, und zwar zu Recht. So eine Strumpfhose schont und verschont zugleich. Mann muss sich zu diesem "Beinkleid" (haha) ja nicht gleich eine Armbrust umschnallen und als aufgekratzter Wohltäter durch den Sherwood Forest streunen. Man sollte das ganz locker sehen. Rudolf Nurejew hat es auch getan, und nicht zu seinen Ungunsten, und selbst bei Alfons Haider sind die Nähte immer tipptopp gesessen.

Also, liebe Fußballnationalmannschaft, stülpt euch die straffen Hosen über die lebhaften Knie, so wie es die mutigen niederländischen (Arjen Robben) oder französischen (Franck Ribéry) Kollegen auch machen. Damit die Muskeln sich wirklich konzentrieren können und ihr irgendwo Halt findet in dieser ach so schweren Kicker-Zeit. Ihr sollt auf den Feldern, auf die ihr hinausziehen müsst, nie, nie mehr kalte Füße bekommen! Und noch ein kleiner Tipp unter Freunden: Schon seit der Krieg aus ist, kratzen die Dinger gar nicht mehr.

Contra---
Von Ljubisa Tosiæ

Du weißt: So wie der Gewinn an öffentlicher Sicherheit mit dem Verlust an individueller Freiheit einhergeht, so ist die ersehnte Winterwärme nur mit dem Begleiteffekt einer extremen Zunahme an Lächerlichkeit zu erkaufen. Lieber also zwecks Abhärtung in Eiswürfeln baden, mit Eiszapfen duschen, lieber drei Jeans übereinanderziehen, als die Berufskleidung von Balletttänzern und Renaissancefürsten anlegen. Mögen dich verweichlichte Ansichten zur Männlichkeit in Identitätsprobleme gestürzt haben – hier ist die Strumpfhosengrenze erreicht, von ihr aus wird kein Bartmillimeter mehr nachgegeben.

Und noch was du, Kumpel: Wenn dein Schnucki dir eine kauft, sollte dein Frühwarnsystem aufheulen, und du solltest handeln. Schnucki wird dich sonst bald "Papa" nennen und sodann mit dem Fitnesstrainer ihrer Wahl gen Süden ziehen. Dein Versuch, sie mit einer Ein-Mann-Aufführung von Tschaikows-kys Schwanensee zum Bleiben zu bewegen, wird misslingen! Und Schnuckis Abschiedsgelächter wird in dir jahrelang schmerzvoll nachhallen. (Der Standard/rondo/05/02/2009)