"Wenn du sitzt, dann sitz, wenn du isst, dann iss."

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Sigi Lützow

Nicht soll hier dem voranschreitenden Verzehr von zum Beispiel Hummer armoricaine oder Fondue (den Topf mit siedendem Öl in der Linken, die Gabel in der Rechten, Fleisch und Gemüse in den Manteltaschen) das Wort geschrieben werden. Und, zugegeben, selbst Semmerln, Burger, Döner oder Pizza im Gehen zu verinnerlichen macht, obwohl deutlich einfacher, keine rechte Freude. Wohl könnte man anführen, dass während des Gehens aufgenommene Kalorien gleich wieder abgebaut werden. Wer aber schon einmal in einem Studio geradelt ist, die Anzeige für verbrannte Kalorien im Blick, wer gesehen hat, wie zäh es ist, das Äquivalent eines halben Schokoriegels abzustrampeln, wird auch dieses Argument nicht gelten lassen. Was also ist im Gehen wirklich zu genießen? Die Beeren des Waldes zum Beispiel! An einem berückenden Sommertag. Einmal kurz gebückt, das Obst weiterschlendernd versonnen in den Mund geschoben, Ausschau gehalten nach weiteren Köstlichkeiten. Denn sie kommen einem nicht zugelaufen, die süßen Kleinen. Leider.

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Contra---
Von Harald Fidler

Die Unschlüssigkeit meines Nachbarn, dessen Pro neben meinem Contra steht (und nicht etwa geht), sagt doch schon alles. Muss ich deutlicher werden?

Man braucht den Japanern ja längst nicht mehr alles begierig abzunehmen wie weiland den Walkman (wer den vor Jahrzehnten revolutionär schicken, tragbaren Cassettenplayer noch kennt) oder die so hübschen Notebooks von Sony (die gegen die unschlagbar günstigen Netbooks halt ein bisschen alt aussehen). Aber so ein bisschen Zen ("Wenn du sitzt, dann sitz, wenn du isst, dann iss.") kann man sich schon ins Gedächtnis rufen zwischen "Coffee to go", den inzwischen schon das Café Falk in Floridsdorf anbietet, und der Pizzaschnitte aus der U-Bahn-Station. Und ist Essen nicht wie Sex? Man braucht es für Wohlbefinden und Fortbestand. Es kann auch rasch zwischendurch Spaß machen. Aber mehr als ein Alzerl besser wird's mit Zeit und, genau, Sie wissen schon. Da kann man Sitzen, Liegen, Stehen und was Ihnen noch so einfällt variieren. Aber wollen Sie wirklich Sex im Gehen ausprobieren? (Der Standard/rondo/29/01/2010)