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Nachhaltigkeit wird in Europa gern mit "naturnah" gleichgesetzt, was irgendwo zwischen konventioneller Bewirtschaftung und biozertifiziert angesiedelt wird, aber weiter zu sehen ist.

Foto: APA/Michael Probst

Kaum werden Worte wie "Biodynamie" oder "bioorganisch" mit derselben Selbstverständlichkeit in die gepflegte Weinkonversation eingeflochten wie seinerzeit Terroir, taucht unter dem Umweltschutz- und Klimaaspekt schon ein neuer Begriff auf: Nachhaltigkeit, englisch Sustainability, in deren Schlepptau von ökologischen Fußabdrücken und CO2-Rucksäcken die Rede ist, die beim Weinmachen entstehen.

Nachhaltigkeit wird in Europa gern mit "naturnah" gleichgesetzt, was irgendwo zwischen konventioneller Bewirtschaftung und biozertifiziert angesiedelt wird, aber weiter zu sehen ist. In Kalifornien, größter US-Weinproduzent und Vorreiter der Sustainability-Idee, geht es dabei um mehr als das Weglassen bestimmter Spritzmittel: nämlich um die Gesamtheit von schonendem Umgang mit Ressourcen wie Boden, Wasser und Luft bis zur Behandlung der Mitarbeiter und die Einbindung in lokale Netzwerke. Das bedeutet zum Beispiel, dass Brauchwasserkreisläufe installiert, Mitarbeiter mit richtigen Arbeitsverträgen ausgestattet oder lokale Zulieferer bevorzugt werden. Die Schwäche ist, dass jeder Sustainability selbst interpretiert, die Stärke, dass keiner - weder Großkonzern noch Kleinstproduzent - mehr wagt, es nicht zu tun.

Auch hierzulande wird die Klimafrage im Wein-Zusammenhang zunehmend zum Thema: "Wir verzichten bei Verkostungen auf Weine aus Übersee, weil wir die Ökobilanz nicht noch mehr belasten möchten", mahnte ein Leser auf eine Kolumne, in der daran erinnert wurde, dass einiges an Geschmacksvielfalt verlorenginge, wenn Übersee-Weine aus dem Angebot verschwinden.

Immer mehr Winzer setzten unter einem erweiterten Bio-Bewusstsein zusätzlich Klima-Initiativen: Birgit Braunstein präsentierte im März erstmals einen klimaneutral produzierten Wein. Das Weingut Stift Klosterneuburg wird als erstes österreichisches Weingut als ganzes als klimaneutral zertifiziert. Und die Traisentalwinzer arbeiten mit mehreren Forschungsinstitutionen an einem Großprojekt, bei dem der CO2-Ausstoß jedes einzelnen Schrittes der Weinproduktion, von der Arbeit im Weinberg bis zu Verpackung und Vertrieb eruiert und bewertet wird.Selbst wenn all das für viele nach Klein-Klein und "Was nützt einer allein" klingt: Aus vielen kleinen Bächen wird gar nicht so selten ein größerer Fluss. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/04/12/2009)