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Gin Tonic als leichter Sommercocktail

Foto: Reuters/Mario Anzuoni

Er mutet so britisch an wie das Empire selbst: Erfunden wurde Gin allerdings von den Niederländern. Wacholder hat nun einmal ein starkes Aroma und wurde gern verwendet, um Unattraktives aufzubessern. Englische Soldaten nahmen das Getränk, das in Apotheken gegen Nierenbeschwerden verkauft wurde, im 17. Jahrhundert mit heim auf die Insel. Dort wurde es ehebaldig in großen Mengen für den Hausgebrauch produziert, da es zuträglicher gewesen sein soll als das bakterienverseuchte Wasser. Laut BBC hätten auch die hohen Steuern auf Bier und die niedrigen auf Gin einiges mit dessen rasant steigender Beliebtheit zu tun gehabt.

Gin kommt heute allerdings selten solo vor, sondern wird vor allem in der Kombination mit Tonic und Eis geschätzt. Über das ideale Mischungsverhältnis ist man sich in der einschlägigen Literatur allerdings uneins: Es schwankt zwischen einem konzentrierten Verhältnis von einem Teil Gin zu drei Teilen Tonic bis zu einem von eins zu sechs. Ein anderes Theorem besagt, dass es allein auf die Eiswürfel im Verhältnis zur Glasgröße bei einem möglichst konzentrierten Mischungsverhältnis ankommt: Sind diese zu klein, schmelzen sie zu rasch und verwässern das Getränk anstatt es zu kühlen.

Malariaprophylaxe

Die Medizin soll übrigens auch Schuld an der Erfindung des Gin Tonic sein. In Indien lebende Briten versuchten, sich die Malariaprophylaxe so angenehm wie möglich zu gestalten: Chinin, das dazumals in großen Mengen in Wasser aufgelöst wurde, schmeckte sehr bitter, was durch Gin abgemildert wurde.

An Gin fasziniert, wie unterschiedlich er schmecken kann, obwohl über allem immer ein intensives Wacholderaroma liegt. Ausschlaggebend dafür ist dabei die Zusammensetzung der "herbals" oder "botanicals", die beigegeben werden und je nach Produzent variieren. Gute Bars stellen daher immer mehrere Gins zur Wahl. Mit den Zutaten gehen die Produzenten offen um, geheim bleiben die Details. Einen Superlativ hat aber jeder zu bieten: entweder den allerersten Gin Tonic kreiert zu haben oder das am längsten unveränderte Rezept zu verwenden wie bei Gordon's, der in Österreich meistverbreiteten Gin-Marke. Hendrick's wieder ist ein Premium-Destillat, das per Papieranhänger am Flaschenhals davor warnt, "not everybody's Gin" zu sein: Seine Aromen stammen von bulgarischen Rosen und Gurkenschalenkonzentrat und werden über Dampf extrahiert. Es wird auch eindringlich empfohlen, Hendrick's-Cocktails mit Gurkenscheiben statt der üblichen Limetten zu garnieren. Tanqueray wieder wird seit 1830 gleich in vier, nicht wie üblich in zwei Durchgängen gebrannt, was ein klareres Grunddestillat ergibt. Die wichtigsten "herbals" zur Aromatisierung sind Korianderwurzel und die süßlich-herb und gleichzeitig scharf schmeckende Engel- oder Angelikawurz. Hoch elegant und frisch schmeckt Blue Gin von Hans Reisetbauer aus Oberösterreich, dessen Mix nach langer Testphase aus Zitronenzesten, Angelikawurz, Korianderwurzeln, Kurkuma und Süßholz kombiniert wurde.

Briten sehen Gin Tonic übrigens als leichten Sommercocktail, zu dem man allerdings auch ohne meteorologischen oder medizinischen Vorwand greifen kann. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/04/12/2009)