Foto: Hersteller

Donna Hay: Keine Zeit zum Kochen, AT-Verlag 2009, 206 S., EURO 24,60

Foto: Hersteller

Ein Buch von Donna Hay sollte man nur zur Hand nehmen, wenn der Kühlschrank wohlgefüllt ist - oder das letzte Essen nicht mehr als zwei Stunden zurückliegt. Ansonsten kann es passieren, dass man ganz schnell ziemlich unzufrieden dreinschaut. Das liegt an den Rezeptfotos, die bei Donna Hay stets von einer Appetitlichkeit sind, die die Verdauungssäfte unmittelbar in erwartungsfrohe Unruhe versetzen.

Bei Keine Zeit zum Kochen ist das nicht anders, allerdings hat man mit dem Buch gleich ein wirksames Mittel zur Hand: Kein Rezept darf länger als 30 Minuten in der Zubereitung brauchen oder (wenn etwas im Rohr schmort) zumindest keine weitere Tätigkeit verlangen, als jene des Wartens auf das Fertigwerden.

Dass man damit auch einen Einblick in die (überaus attraktive) Gastro-Realität Australiens bekommt, ist ein zusätzlicher Grund, warum es so schwerfällt, diesen schlicht und funktionell gestalteten Band beiseitezulegen: Vielen Rezepten merkt man an, dass Asien nah ist und Reisnudeln, Gai Larn (chinesischer Brokkoli) oder Szechuanpfeffer in den Märkten Sydneys oder Brisbanes zumindest ebenso selbstverständlich sind wie Büffelmozzarella, Oliven oder französische Bitterschokolade. Auch das sind Vorteile, die man sich als Einwanderungsland einhandelt ...

Multi-Tasking-Stress

Wer jetzt Sorgen hat, dass sich das Nachkochen der Rezepte ohne Wantan-Blätter und Shrimppaste, Tahini und Risoni oder Nori und Miso schwierig gestaltet, darf beruhigt sein: Erstens schießen auch bei uns an allen Ecken Asia-Shops und Türken-Greißler aus dem Boden, in denen diese guten Dinge feilgeboten werden - und zweitens bietet Hay bei richtig exotischen Ingredienzien stets Alternativen an, mit denen ihre Speisen ebenso gelingen.

Ob Risotto mit dreierlei Käse (nicht gerührt, sondern ganz gemütlich im Ofen geschmurgelt!) oder Kürbis-Kichererbsen-Curry, ob frittierte Calamari (für extradünne, extraknusprige Hülle in Reismehl getaucht!) mit Kräutern und Aioli oder Szechuan-Rind mit Ingwergemüse, ob Schmorgemüse mit Pesto oder Thai-Salat mit Huhn und Ingwer: Stets ist Hays Liebe für kräftige, variantenreiche Würzung ebenso erkennbar wie ihr Verständnis für die Realität angestrengter Familienverköstiger im Multi-Tasking-Stress.

Nachspeisen gibt es natürlich auch, da dürfen die Maracuja-Meringues mit Schlag (auf S. 180) bereits Vorfreude auf einen möglichst langen, harten Winter machen, in dem wir die nötigen Vitamine durchaus auch aus Früchten der Süd-Hemisphäre holen dürfen! (corti/Der Standard/rondo/06/11/2009)