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Dass Cuvées, der Mix verschiedener Rebsorten, ausschließlich aus diesem Grund gemacht werden, ist ein gängiges österreichisches Vorurteil.

Foto: APA/AP/Winfried Rothermel

"Sind Cuvées nicht überholt?", fragt der Partygast beim 15-Jahre-Fest der Golser Pannobile-Winzer. Sinnieren beim Gustieren ist angesagt angesichts der großen Auswahl an jüngeren und älteren Rotwein-Cuvées in der Holzbox. "Durch Mischen kann man doch so einiges hinbiegen, das solo nicht so ganz super schmeckt ..."

Dass Cuvées, der Mix verschiedener Rebsorten, ausschließlich aus diesem Grund gemacht werden, ist ein gängiges österreichisches Vorurteil. Die deutsche Bezeichnung Verschnitt fasste hierzulande außer in Gesetzestexten nie wirklich Fuß. Mit geradezu elefantösem Gedächtnis hält man an der Assoziationskette Verschneiden ist gleich Panschen ist gleich Weinskandal fest, was schlicht falsch ist.

Zahlreich sind die Beispiele, die belegen, dass unterschiedliche Weine zu Erfreulichem kombiniert werden: Châteauneuf-du-Pape, dicht und kräuterwürzig, von der südlichen Rhône wird aus bis zu 13 Rebsorten "zusammengebaut". In der Toskana gibt man dem einprägsamen, aber säurereichen und oft durchscheinenden Sangiovese im Chianti Classico, Colorino, Mammolo, Canaiolo mit (in der modernen Version auch Cabernet, Merlot, Syrah), um ihn abzurunden. Und Cabernet Sauvignon, der durch seine ureigene Säurigkeit immer etwas kantig wirkt, wird bei vielen Weinen vom linken Gironde-Ufer im Bordelais durch den samtigeren Merlot "abgesoftet" (manchmal ergänzt durch Cabernet Franc z. B.). Zusammen ergeben sie jenen Typ Wein, den viele heute als Mutter aller Cuvées hochhalten, den Bordeaux-Verschnitt.

Rotwein-Österreich arbeitete sich über die Cuvées der 90er-Jahre, in denen oft Cabernet und Merlot mit heimischen Sorten gepaart wurden, an den heutigen Status quo heran. Mit steigender Erfahrung erkannte man, dass heimische Rotweinsorten wie Blaufränkisch, St. Laurent oder Zweigelt (auch wenn dessen Möglichkeiten bei weitem nicht ausgelotet sind) einiges können und auch Stand-alone-Qualitäten haben. Nichts spiegelt die hiesige Rotwein-Entwicklung deutlicher wider als die Zusammensetzung der roten Pannobile-Cuvées seit 1994. Beginnend als Mix aus internationalen und heimischen Sorten wird sie heute, wo Herkunft und Regionscharakter immer höheren Stellenwert bekommen, aus Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent von alten Golser Lagen hergestellt, verschnitten oder solo. Altmodisch ist daran sicher gar nichts. (Der Standard/rondo/28/08/2009)