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"Der Wein behebt den Streit in kürzrer Zeit als Pfaff und Obrigkeit", wussten schon Don Camillo und Peppone.

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Die Bezeichnung weckt Vertrauen. Und Kirche und Wein in Kombination haben eben immer etwas Gutes an sich, denkt man an die vielen hochwertigen Weingärten in Kirchenbesitz oder an die Verdienste in Rolle als Weinbau-Know-how-Lieferant.

Angesichts der zahllosen Wein-Fälschungen und -Verfälschungen in der Historie war es nur logisch, dass wenigstens Wein für liturgische Zwecke gut und rein sein sollte. Daher legte die katholische Kirche im 15. Jahrhundert fest, wie der Wein zu sein hat, und überdauerte so Jahrhunderte und wüste Zeiten: Während der Prohibition in den USA 1919 bis 1933, in der die Produktion von allen "intoxicating liquors" mit mehr als 0,5 Volumsprozent Alkohol verboten wurde, war Wein für "sakrale Zwecke" eine der wenigen Ausnahmen.

Produziert wird nach "minimalinvasiven" Methoden. Messweine sind meist aus den üblichen Regional-Sorten, leicht bis mittelkräftig, dürfen vor allem nicht mit Zucker aufgebessert und nur in "sehr sauren Jahren" durch reinen kohlensauren Kalk korrigiert werden. Andere übliche Verfahren wie Schönung sind nur gestattet, wenn es die "Erhaltung der Qualität" notwendig macht.

"Ehrfurcht vor der Bestimmung"

Aus "Ehrfurcht vor der Bestimmung", wie Pater Antonius begründet, ist Messwein niemals nur einfacher Tafelwein. Dass er wenigstens hierzulande weiß ist, habe sich als Tradition etabliert, sei jedoch ebenfalls nicht niedergeschrieben: Eine mögliche Erklärung sei, dass die Assoziation Rotwein und Blut vermieden werden sollte. Messwein darf auch durchaus süß sein: Sehr populär ist griechischer Samos, ein dickflüssiger Wein aus Muskat, der aufgrund der Hitze extrem viel Zucker hat - mit zwei Vorteilen: einerseits die Haltbarkeit, eine Flasche wird während der Messe nur selten geleert. Und der profanste aller guten Gründe: Wer trinkt in der Frühmesse schon gerne saure Weine?

Heute einfach "Messwein" aufs Etikett zu schreiben, weil der Winzer fest glaubt, dass er sich in der Liturgie gut macht, gilt allerdings nicht. Messwein muss approbiert werden, erzählt Pater Antonius vom Stift Göttweig, das auch Weingut ist. Der Winzer oder Weingutsverantwortliche muss sich in der Ordinariatskanzlei der jeweiligen Diözese per Eid verpflichten, eben diesen "naturreinen Wein aus Weintrauben" zu erzeugen, wie es im Codex Juris Canonici, Canonis 924, beschrieben ist. Der Eid kann heute zwar ziemlich informell, durch Unterschreiben und Senden eines Papiers geleistet werden. Wahllos vergeben wird die Ehre jedoch nicht, wie man in der Diözese St. Pölten festhält: "Eine gewisse Kirchenbindung und ein guter Name sollten schon da sein." (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/07/08/2009)