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Kristallklare Nächte ohne Streulicht findet der Sterngucker zum Beispiel auf den Kanarischen Inseln.

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Im Bild und im Bild oben Roque de los Muchachos auf La Palma.

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Das sog. "Very Large telescope (VLT)" der European Southern Observatory (ESO, Europaeische Suedsternwarte) auf dem 2.600 Meter hohen Berg Paranal im trockensten Teil der Atacama-Wueste in Chile. Es besteht aus vier Spiegelteleskopen mit jeweils 8,2- Meter-Spiegel. Das Licht der vier Teleskope kann zusammengefuehrt werden womit das groesste Teleskop der Welt entsteht.

APA-FOTO: EUROPEAN SOUTHERN OBSERVATORY (ESO)

Foto: APA/EUROPEAN SOUTHERN OBSERVATORY (ESO)

Das Wetter in Middelburg: Am Dienstag ist verbreitet die Sonne zu sehen. Nur hie und da zeigen sich ganz vereinzelt Schönwetterwolken. An sich kein schlechter Tag, um später einen klaren Sternenhimmel zu sehen. Aber leider: Auch das kleine Städtchen im äußersten Südwesten der Niederlande liegt auf der hellen Seite des Mondes. Der Nachthimmel über Middelburg ist voll von Streulicht, die Fotonensuppe der künstlichen Lichtverschmutzung ertränkt auch hier, in der Region Seeland, die Dunkelheit.

Dass Middelburg dennoch auf der Liste der Hobbyastronomen auftaucht, hat einen anderen Grund: Hier versammelte sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts die optische Elite Europas, die besten Linsenschleifer. Unter ihnen war auch der Deutsche Hans Lipperhey, der vor genau 400 Jahren ein "Instrument zum Sehen in die Ferne" erfunden hatte. Noch im selben Jahr verhalf eine nachgebaute Röhre einem italienischen Plagiator zu mehr Durchblick in Sachen Himmelsgewölbe: Galileo Galilei. Das nimmt die Unesco zum Anlass, 2009 zum Jahr der Astronomie zu erklären - und das Streulicht offiziell zum Feind aller Sternenfreunde.

Denn leicht fällt die Suche nach einem klaren Sternenhimmel heute nicht - das Firmament wurde durch unsere Industriegesellschaft einfach ausgeknipst - und mit ihm jene Adresse unserer Kulturlandschaft geschlossen, an der, weit über astronomische Bezüge hinaus, zahllose Märchen, Mythen, kurz: wesentliche Elemente des tradierten kulturellen Substrats verankert sind. An Zuhörerschaft mangelt es den Geschichten, die die Sterne zu erzählen haben, bis heute nicht - kein Wunder, dass die verbliebenen schwarzen Flecken Nachthimmel derart ein touristisches Subgenre beflügeln: nämlich jenes des Astrotourismus.

Dunkelste Ecken

Das weiß man auch beim weltweit tätigen Dark-Sky-Verband, der an ausgewiesene Dunkelgebiete das Zertifikat International Dark Sky Park verleiht und dabei auch nach den dunkelsten Ecken Europas Ausschau hält. Für die von Streulicht betroffenen Ostalpen sehen Himmelskundige dabei leider schwarz - weil sie eben nicht ausreichend nachtschwarz sind. Besser stehen die Chancen für England, das mit dem Exmoor National Park bei Bristol sowie dem Peak District National Park nahe Manchester gleich zwei Favoriten ins Rennen schickt. Frankreichs dunkelste Stelle findet sich wiederum im Berggebiet um das Pic-du-Midi-Observatorium in den Pyrenäen. Kristallklare Luft findet sich auch um das Observatorio Astronómico del Teide auf Teneriffa. Doch das ist erst der Beginn: Ohne Lichtsanierung - dem Umbau von Straßenlaternen und ähnlichen Lichtquellen - steht es um die Verleihung des Dark-Sky-Park-Labels schlecht.

Blickt man über die Grenzen des dichtbesiedelten Europa hinaus, so verheißen die Sterne zumindest eines: attraktiv strahlende Reiseziele. Zwangsläufig rückt die gängige Formel "Unverbrauchte Natur plus klarer Himmel macht Astro-Country" dabei einige der spannendsten Regionen der Welt in den Fokus.

Da wäre die "ruta de las estrellas", die "Straße der Sterne", die rund um Nordchiles Atacamawüste einschlägige Vorgaben locker erfüllt: dünn besiedelt, dank viertausend Meter Seehöhe mit einem gewissen Startvorteil behaftet, im knochentrockenen Windschatten der Anden gelegen - kein Wunder, dass hier die vielen astronomischen Observatorien der Gegend nun auch Touristen Einblick in Magellan'sche Wolken und andere Besonderheiten des südlichen Sternenhimmels eröffnen. Dass man auch landschaftlich kein bisschen durch die Röhre blickt, beweist nicht nur der Trip in die weiß gleißende Salzwüste der Atacama. Etwa das menschenleere Namibia mit seinen professionell ausgerüsteten Astrofarmen oder Sternguckerausflüge in die ägyptische Wüste oder nach Hawaii zählen zu den weiteren 1001 Sternenoptionen.

Für die von Streulicht betroffenen Ostalpen sehen Himmelskundige leider schwarz - weil sie eben nicht ausreichend nachtschwarz sind. Besser stehen die Chancen für England ... (Robert Haidinger/DER STANDARD/Rondo/10.7.2009)