Bild nicht mehr verfügbar.

"Und dieses Vergesellschaften ist im Übrigen das Einzige, was mich angesichts dieser Realität noch glücklich macht."

Foto: Reuters/Aly Song

"Warum lungerst du eigentlich dauernd hier rum?", fragte Yvonne ihre Freundin Zora, nachdem sie sie schon zum wiederholten Mal streunend auf der Straße erwischt hatte, heute vor dem chinesischen Laden mit den Glückskatzen und der Wasserfalluhr. "Na was werde ich schon tun, Kleine? Hm? Ich vergesellschafte mich natürlich", sagte Zora und versuchte Yvonne zu vermitteln, dass sie einfach nicht mehr darüber am Laufenden war, was man heute so tat.

Yvonne wollte Zora nicht kränken - Zora hatte seit einem halben Jahr wegen der Wirtschaftskrise keinen Auftrag mehr als Schauspielerin bekommen - aber Yvonne bezweifelte grundsätzlich den Nutzen dieses Vergesellschaftens. "Vergesellschaften heißt das also? Du hängst auf der Straße ab und stierst fad vor dich hin!" Zora seufzte, sie hatte Yvonne schon immer für ein bisschen dutschi gehalten. "Das ist ein sehr wichtiger sozialer Prozess", erklärte sie auf superschlau. "Ich bin, weil ich keinen Job mehr bekomme, nämlich ziemlich vereinzelt worden, also vergesellschafte ich mich hier auf der Straße. Auf dieser Bühne hier müssen mir jetzt zumindest alle mal beim Arbeitslossein zuschauen", klärte sie Yvonne auf. "Und dieses Vergesellschaften ist im Übrigen das Einzige, was mich angesichts dieser Realität noch glücklich macht."

Yvonne umarmte Zora und meinte: "Du, magst du nicht mal meinen Lieblingskollegen beim Vergesellschaften mitnehmen? Den haben sie vergangene Woche gefeuert, er muss aber in der Mitte der Gesellschaft bleiben. Er ist nämlich ein vollkommen unverzichtbarer, großer Glücklichmacher." (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/10/07/2009)