Links oben ein klassisches Tableau-Piège des Meisters, darunter die Esslokalbetreiberin Vannessa Gürtler.

Foto: M. Corti

Belegtes Brot mit Fohlen-Roastbeef

Foto: M. Corti

Daniel Spoerri will dem Essen ein bissl den Ernst nehmen. Deshalb ist das Lokal seines neuen Privatmuseums in Hadersdorf auch ausdrücklich kein Restaurant. "Es gibt zwar zu essen, aber wenn's aus ist, ist es aus", sagt Vanessa Gürtler, die die Universität der gastronomischen Wissenschaften von Slow-Food-Gründer Carlo Petrini in Piemont absolviert hat, bevor sie bei Spoerri als Betreiberin des Museumslokals anfing: "Das Ding heißt ja nicht zufällig Eat.Art Ab.Art. Es ist alles ein wenig abartig hier".

Na dann. Die Räumlichkeiten in einem prächtigen Bürgerhaus am Hauptplatz sind jedenfalls wunderhübsch geworden, im ersten Stock gibt es noch einen beeindruckenden Bankettsaal samt fantastischem Fries von Spoerri, den man für Hochzeiten und andere Festivitäten mieten kann - ja! Im Speisesaal hängen, was sonst, einige von Spoerris berühmten Fallenbildern - auf Tischplatten fixierte Überreste diverser Mahlzeiten. Auf den Tischen liegen statt Tischdecken Poster mit Fotos vergangener Mahlzeiten, auch sehr schön und in Serien à 50 Stück für den Hausgebrauch zu erstehen. Alternativ sind auch signierte Exemplare zu haben - die sind aber zum Aufhängen gedacht, nicht zum weiteren Anpatzen. Vorn, im Eingangsraum, ist die Küche samt diversen Kühlvitrinen. So sehen die Gäste gleich, was es gibt. Das ist einstweilen noch nicht wirklich viel. Was es gibt, überzeugt aber durch beachtliche Qualität.

Blunze und Innereiengerichte

Ein Tiegel köstlicher Bohnenpaste mit frischem Salbei etwa, der mit Bauernbrot und luftgetrocknetem Schinken oder Lardo serviert wird. Oder belegtes Brot mit Fohlen-Roastbeef, Dijonsenf und Preiselbeeren - gut, um EURO 6,50 aber ziemlich selbstbewusst gepreist. Mehr als beachtlich gerät der Käseteller, auf dem neben den durchwegs herausragenden und gut gereiften Kreationen von Büffelmilchkäser Robert Paget aus dem Nachbarort auch der norwegische Karamellkäse Gjetost und Parmesan der edelsten Sorte Platz finden.

In Zukunft soll es neben Blunze vom Nachbarfleischhauer auch immer wieder Innereiengerichte wie Lammhoden, Milz oder Kutteln mit Morchelrahm geben. Einstweilen war aber das "nackte Stubenküken", knusprig gebraten und mit sehr bissfesten Linsen serviert, die einzige Hauptspeise: Ein bissl trocken und gar nackert, dafür ist die Präsentation samt besticktem Sabberlatz sehr gelungen. Fazit: Wenn es bald einmal mehr zu essen gibt auch abseits von Museumsbesuchen einen Ausflug wert! (Severin Corti/Der Standard/rondo/03/07/2009)