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Dabei ist das Heineken viel österreichischer, als man annehmen würde: Es kommt aus der Wieselburger Brauerei.

Foto: AP/Sang Tan

Dass Heineken ein Bier aus Amsterdam ist, hat sich zur Genüge herumgesprochen. Es gilt als so selbstverständlich, dass man gar nicht mehr weiter darüber nachdenkt, wenn man bei uns in Österreich ein Heineken trinkt.

Dabei ist das Heineken viel österreichischer, als man annehmen würde: Es kommt aus der Wieselburger Brauerei. Und ist damit ein Beispiel dafür, dass ein und dieselbe Biermarke aus sehr unterschiedlichen Brauereien kommen kann. Man fragt sich, wie "original" dieses Bier sein kann.

Die Frage stellt sich nicht nur für Heineken, sondern für sehr viele andere Markenbiere - und die Antwort der Brauereien ist immer die gleiche: Wenn der Markeninhaber sagt, dass das Produkt den Markennamen tragen darf, dann ist es ein Original.

Tatsächlich wird das in vielen Fällen durch ein strenges technisches Reglement sichergestellt. Denn ein Markenbier wie Heineken soll ja an allen Orten gleich schmecken. Sichergestellt wird das unter anderem dadurch, dass es für die Rohstoffe (bis hin zur Zusammensetzung des Wassers), für das Braurezept und vor allem für die Hefe strenge Vorgaben gibt. Anheuser Buschs Budweiser wird mit einem eigenen Hefestamm vergoren, der selbst diesem extrem geschmacksarmen Bier ein eigentümliches, wiedererkennbares Aroma mit einem Hauch von grünen Äpfeln verleiht. Heineken hat nicht nur einen eigenen Hefestamm, sondern verlangt auch nach liegenden (statt der heute üblichen stehenden) Lagertanks zur Nachreifung des Bieres, die ebenfalls zum spezifischen Aroma beitragen.

Das gilt nicht nur für Weltmarken. Die kleine Victory Brewing Company in Downingtown, Pennsylvania, hat etwa der 1516 Brewing Company in Wien die Lizenz erteilt, ihren extrem aromatischen Hop Devil nachzubrauen. Das macht ökologisch Sinn, weil man dann nicht Wasser (das den Hauptanteil des Bieres ausmacht) um die halbe Welt schippern muss - und das Bier zudem frisch beim Konsumenten ankommt, wenn es lokal gebraut wird. Wie "original" es allerdings ist, lässt sich bei Bieren aus kleinen, nur regional operierenden Brauereien weniger leicht nachprüfen - man kann eben nicht schnell mal eine Vergleichsprobe kaufen. Aber das kann man beim Heineken aus Amsterdam auch nicht. Die Original-Braustätte in Amsterdam ist längst stillgelegt. (Conrad Seidl/Der Standard/rondo/12/06/2009)