Der Kensington-Palast und -Park werden dem Milestone-Gast als kleine Aufmerksamkeit ans Zimmerfenster gebracht.

Foto: The Red Carnation Hotel Collection

Terry, der eigentlich beim Militär war, bevor er unter die Fuchtel eines echten Lords und einer genauso echten Lady kam, erzählt jedem, der es hören möchte, folgende Geschichte: Die vom Scheich, der Sphinx-Katze und von Terry, der Lord und Lady irgendwann so verlassen hatte, wie es nach entsprechender Schulung zu erwarten war: als perfekter Butler nämlich, der nun schon lange im Londoner 5-Sterne-Boutiquehotel "The Milestone" dient. Und also auch den dort residierenden Scheichs - Gästen mit gelegentlich exzentrischen Shoppingmanieren.

"Klar", sagt Terry "hätte ich die rosahäutige Sphinx-Katze in einer halben Stunde organisieren können." (Terry besorgt alles, es sei denn, es ist illegal). Aber der Butler eines Hotels, das von den Feinspitzen internationaler Reisemagazine als das Haus mit dem weltweit besten Service und nun auch als Großbritanniens bestes Hotel ausgezeichnet wurde, macht es sich nur dann einfach, wenn es hinterher nicht kompliziert wird. Eine dünnhäutige Katze, die von ihren Züchtern zum Fell-Striptease gezwungen wurde, ist kein Wesen, dem die Sonne eines Scheichtums zuzumuten ist. Eine Qual für die Katze, auch nicht schön für den Scheich - absehbare Unannehmlichkeiten also. In so einem Fall interveniert Terry, redet dem Kunden das papierhäutige Kätzchen aus, schlägt UV-kompatiblere Miezen vor. Warum Terry die Geschichte erzählt? Weil sie darauf verweist, dass der perfekte Hotel-Butler stets über das Auschecken hinaus denkt.

Gäste werden eingewickelt

Menschen wie Terry zu treffen ist freilich ein Genuss. Wenn sie reden, wirkt es, als ob die Worte in einem weichen Teppich eingerollt würden. Angenehm und gedämpft kommen die Vorschläge zum Wohle der Gäste daher. Aber stets individuell, als schwer fassbare Alchemie, die feiner Sensorik folgt und Bedürfnisse subtil erspürt. Ein Ehepaar, das leicht gestresst im "The Milestone" auftaucht, wird Terry mit Deeskalations-Strategie bereden. Anders jedenfalls als den gelangweilten Teenager, mit dem er soeben den Refrain von La Mamma einstudierte. Ob der Butler wirklich singen kann, spielt da keine Rolle - Service ist vor allem das Gefühl, stets eine Art Flaschengeist um sich zu wissen.

Soweit zu Terry, dem Butler, der wie Butter wirkt, und den man am liebsten sofort einpacken und mit nach Hause nehmen möchte. Doch ein Hotel in Kensington, dem der weltbeste Service nachgesagt wird, hat noch anderes Edel-Personal auf Lager. Concierges etwa, die so viele Connections haben, dass sie im Falle des Arbeitsplatzwechsels sogar die Gäste "mitnehmen".

Und auch Schoßhündchen checken hier gern ein: empfiehlt ein eigener Pet Concierge doch Delis aus dem Haustier-Menü des Hotels, das gern auch im Wintergarten aufgeschleckt werden darf - abwaschbare Bezüge sorgen dort etwaigen Pudel-Malheurs vor.

Durchdachter Service bis ins kleinste Detail - ein strenger Kanon an Vorschriften allein würde ihn nicht garantieren können. Tatsächlich beginnt der Zuschnitt des Hotelaufenthalts auf die unterschiedlichen Gäste lange vor dem Einchecken: Farbschema, Art und Füllmaterial der Pölsterchen, Musikvorlieben - das sind nur Auszüge aus dem Fragebogen, der Kunden schon vorab zugemailt wird.

Das Haus selbst setzt auf Windsor-Stil - also auf "Nummer Sicher mit Plüsch". Dass in der Suite für alle Fälle persönliche Visitkarten mit der Adresse "The Milestone, Suite sounsdo" warten, und dass einem im Winter beim Betreten eine warme Luftdusche ins Genick rieselt, versteht sich fast von selbst. Im ebenfalls preisgekrönten "Cheneston"-Restaurant sind drei Arten Salz das absolute Minimum - das rotbraune Hawaii- und das schwarze Jamaica-Salz wird zudem fachkundig analysiert. Freilich nur dann, wenn der Kellner fühlt, das sein Gast Interesse verspürt ... (Robert Haidinger/DER STANDARD/Printausgabe/6./7.6.2009)