Bild nicht mehr verfügbar.

"Weißt du, dass du mich vorhin sehr glücklich gemacht hast?"

Foto: APA/dpa/Wolfgang Kumm

"Ich bin jetzt fast erfroren", sagte Zora, als sie in das Taxi stieg. "Ich weiß", sagte der Taxifahrer. "Wahrscheinlich haben Sie ja auch nur Flip-Flops an, oder? Haben Sie keine Nachrichten gehört? Sonst würden Sie ja nicht kurzärmelig herumlaufen. Es wird ja seit Tagen angekündigt, dass schlechtes Wetter kommt. Vermutlich tragen Sie auch sonst keine Vorsorge in Ihrem Leben. Aber wahrscheinlich haben Sie sogar gehört, dass es kalt wird, aber Sie haben es einfach nicht geglaubt! Weil Sie zu den Menschen gehören, die denken, dass sie alles besser wissen."

Zora streckte ihre Beine zwischen den Vordersitzen durch und knallte ihre Boots auf die Oberschenkel des Taxifahrers. "Sind das Flip-Flops? Und hast du niemanden zum Reden, weil du mich so zuschwafelst?" Der Taxler grinste: "Schöne Schlapfen hast du da. Wollen wir Frieden schließen?" Zora war sich nicht sicher. Aber der Taxler gab nicht auf.

"Weißt du, dass du mich vorhin sehr glücklich gemacht hast?", fragte er sie jetzt mit milder Stimme. "Weil ich dich nämlich vor dem Regen und der Kälte retten konnte. Und du hast mich so dankbar angeschaut, was du wahrscheinlich jetzt nicht zugeben wirst. Aber ich bin mir sicher, dass du dir eigentlich gedacht hast, dass ich ein Engel bin, der dich vor dem Nasswerden rettet." Zora suchte nach einem Taschentuch, um den Typen zu knebeln, aber dann sagte sie nur: "Weißt du, wenn ich dich schon so glücklich gemacht habe, weil du mich so glücklich gemacht hast, dann lass uns doch die letzten zwei Minuten unseres Glücks still genießen? Gut, Engelchen?" (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/05/06/2009)