Im Vorjahr standen die Art Basel und der Messeplatz im Zeichen der Unendlichkeit von Kunst. Dieses Konzept unendlich oft zu wiederholen fällt der Schweizer Stadt besonders leicht.

Foto: Basel Tourismus / Courtesy of Art Basel

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Austrian fliegt täglich von Wien nach Basel, dessen Flughafen eigentlich schon in Frankreich liegt. Ins nahegelegene Zürich kommt man mit FlyNiki, Swiss Air und Austrian Austrian von Wien täglich bzw. mehrmals täglich. Von Graz ist es auch möglich, Basel günstig über Zürich oder Friedrichshafen mit Robin Hood anzufliegen.

Per Bahn gibt es täglich relativ rasche Verbindungen - nicht nur von Westösterreich aus: Von Wien fährt man rund zehn Stunden, wenn man zweimal (in München und Karlsruhe) umsteigt, empfehlenswert ist die Nachtzugverbindung, bei der man nicht mitten in der Nacht und nur einmal in Zürich umsteigen muss.

Eines der schönsten Hotels in Basel ist das erst kürzlich revitalisierte Hotel Krafft. Es verfügt über ein ausgezeichnetes Lokal an der Uferpromenade. Hier lebte Hermann Hesse einige Zeit, woran ein Zimmer und seine Büste im Stiegenaufgang erinnern.

Foto: Hotel Krafft

Ein prominenter Gast wohnte 1897 auch im Hotel Les Trois Rois: Theodor Herzl während des ersten Zionistenkongresses. Im denkmalgeschützten Hotel gibt es ein Herzl-Zimmer.

Foto> Hotel Les Trois Rois

Wer lieber in kühler, moderner Architektur wohnt, wird sich wahrscheinlich im höchsten Hotel der Schweiz, dem Hotel Ramada, wohlfühlen.

Foto: Hotel Ramada

Aktuelle Ausstellungen: "Vincent van Gogh: Zwischen Erde und Himmel" Kunstmuseum, bis 27. 9.

Foto: Kunstmuseum Basel

"A Boat Used as a Vessel" von Lucy Skaer, Kunsthalle Basel, bis 14. 6.

Foto: Kunsthalle Basel

"Bildwelten - Afrika, Ozeanien und die Moderne", Sonderausstellung in der Fondation Beyeler, bis 28. 6.;
ebendort: Franz West, ab 6. 6. bis 6. 9.

Foto: Beyeler

"Rüstung und Robe" im Museum Tinguely, bis 30.8.

Verzeichnis der Museen mit Übersichtsplan: www.museenbasel.ch

Stadt Basel: www.basel.com

Schweiz Tourismus: www.myswitzerland.com oder 00800 100 200 30

 

Foto: Museum Tinguely

Nur Banausen würden das Basler Läckerli ignorant als ordinären Lebkuchen bezeichnen. Doch es ist mehr, wie eine Bewohnerin der Grenzstadt begeistert erklärt. In der appetitlichen Süßspeise, die während des Konzils von Basel (1431 bis 1449) von Basler Gewürzhändlern für die Kirchenfürsten kreiert wurde, lauern feinste Gewürze, die sich erst entfalten könnten, wenn man das Läckerli langsam auf der Zunge zergehen lasse. Es stimmt: Der knusprige Mantel wird dann weich und eine Geschmacksexplosion folgt.

Irgendwie ist das ein schönes Bild für die ganze Stadt. Denn auch die Innenstadt, also das auf der linken Rheinseite liegende Grossbasel erinnert auf den ersten Blick an Lebkuchen: Hübsch, sauber, aber wenig poppig. Vom roten, bunt bemalten Rathaus, an dem sich kleine saubere Straßenbahnen vorbeischlängeln, angefangen, vorbei an den hoch über dem Rhein liegenden alten Herrschaftshäusern und dem Münster aus dem 11. Jahrhundert bis zu Gässchen wie der Bäumleingasse, die skurrilerweise so heißt, weil seit Jahrhunderten ein Baum auf ihr wächst. Nicht der einzige in der Stadt wohlgemerkt.

Dass in Basel so unglaublich gut erhaltene Gebäude stehen, die teilweise fast tausend Jahre alt sind, aber völlig neu aussehen, hängt wohl damit zusammen, dass man hier einige Jahrhunderte von größeren Katastrophen verschont blieb. "Im Zweiten Weltkrieg fielen aus Versehen ein, zwei Bomben auf uns, aber die richteten nicht viel an", erzählt eine Reiseführerin. Aber man dürfe das "große Erdbeben nicht vergessen", fügt sie ernst hinzu. Das stärkste Mitteleuropas immerhin - und trotzdem kann sich keiner der österreichischen Gäste daran erinnern. Kein Wunder, es ist eine Weile her. Es löste 1356 einen Großbrand aus. Okay, aber seither keine Katastrophen.

Lust am modernen Bauen

Die Stadt, in der einst Seidenfabrikanten den Boden für die Erzeugung chemischer Präparate aufbereiteten, hat nicht nur Altes konserviert, sondern baut stetig weiter. Pharmakonzerne übertreffen sich heute gegenseitig mit modernster Architektur. Herzog & de Meuron, die zuletzt mit ihrem "Vogelnest"-Stadion in Peking von sich reden machten, sind nur ein Beispiel für die hier heimische Architekturszene. Ein anderes ist das Duo Morger & Degelo, das vor sechs Jahren mit dem sogenannten Messeturm am Messeplatz das höchste bewohnbare Gebäude der Schweiz schuf. Im gläsernen 105 Meter hohen Turm befindet sich das Designhotel Ramada und die höchste Bar.

Wer in der Bar Rouge sitzt, hat wohl den übersichtlichsten Punkt über die drittgrößte Stadt der Schweiz, die sich italienisch auch Basilea bzw. französisch Bâle nennt und knapp 170.000 Einwohner zählt. Doch um den spannendsten Teil der Stadt, die vielen kleinen und großen Tempel der Kunst, zu entdecken, muss man wieder hinunter. Gleich neben dem Turm befindet sich das Messezentrum, das sofort mit der Art Basel, einer der wichtigsten Kunstmessen der Welt, in Verbindung gebracht wird. Heuer findet sie von 10. bis 14. Juni das vierzigste Mal statt.

Mit 40 Museen auf 37 Quadratkilometern können aber auch Menschen, die Kunst nicht sammeln, sondern nur anschauen wollen, getrost außerhalb der Messetage nach Basel fahren.

Eines dieser Häuser führt in seiner Geschichte zurück in die besagte Bäumleingasse, wo nach dem Krieg ein junger Mann namens Ernst Beyeler eher zufällig eine kleine Kunstgalerie eröffnete. Sie besteht heute noch. Am Stadtrand eröffnete 1997 das von Beyeler selbst finanzierte Museum. Renzo Piano baute der Fondation Beyeler ein würdiges Haus. Der gemeinsam mit seiner Frau Hildy zu einem der wichtigsten Sammler der Welt avancierte Beyeler besitzt heute mehr als 200 bedeutende Werke der klassischen Moderne. Arbeiten von Picasso, Giacometti, Klee, Matisse, Monet, Rodin, Kandinsky, Warhol, van Gogh und vielen anderen gehören zum Schatz.

Mit dem Sammeln von Kunst begann man in Basel übrigens früher als überall sonst: Das Basler Kunstmuseum wurde als erste öffentliche Kunstsammlung der Welt 1661 eröffnet. Zurzeit drängen sich dort die Massen vor warm leuchtendem Gelb, vielschichtigen Blau-Schattierungen, zwischen weiten Horizonten und jeder Menge Olivenbäumen: Richtig, Vincent van Gogh sorgt noch einige Wochen nach der Eröffnung der Schau seiner Landschaftsbilder "Zwischen Erde und Himmel" für ein volles Haus.

Eine nicht ganz so alte, aber ebenfalls traditionelle Kunststätte ist die Kunsthalle Basel, wo man derzeit Objekte der Britin Lucy Skaer sehen kann, die sich mit der Vielschichtigkeit von Worten und der Zweckentfremdung von nicht gerade kleinen Gegenständen, wie Tischen und Walskeletten, beschäftigen. Es ist die erste Einzelausstellung der 34-Jährigen außerhalb von Großbritannien.

In der Kunsthalle befindet sich übrigens auch eines der besten Restaurants der Stadt - in Sachen Ambiente und Kulinarik.

Langjähriger Leiter der Kunsthalle Basel war Peter Pakesch, heute Intendant und künstlerischer Leiter am Landesmuseum Joanneum in Graz. Er kennt viele Geschichten über Basel und seine Wertschätzung für Kultur, auch jene von den anonymen wohlhabenden Frauen, die für ein neues Theater Millionen sammelten.

Solche Anekdoten über die kunstaffinen Basler gibt es viele. Dass sie 1967 für Picasso auf die Straße gingen und ihnen der Kommunist Pablo danach zwei Bilder schenkte, ist wahr. Pakesch kennt die Details: "Es war 1967 und das Kunstmuseum hatte unter anderem ein Harlekin-Bild aus der Rosa Periode als Dauerleihgabe aus einer privaten Sammlung." Doch der Besitzer des Bildes wollte es verkaufen, dem Museum fehlte das Geld dafür. Die Basler sammelten daraufhin bei einem öffentlichen "Bettlerfest" rund zwei Millionen Franken, um das Bild in Basel behalten zu können. Ein gutes Geschäft, denn der tief beeindruckte Picasso schenkte der Stadt als Draufgabe zwei weitere Bilder.

Rüstungen mit Roben gepaart

Pakesch besuchte Basel kürzlich mit dem wissenschaftlichen Leiter des Joanneums Wolfgang Muchitsch, weil im Museum Tinguely die wirklich sehenswerte Ausstellung "Rüstung und Robe" eröffnet wurde. Mehr als 60 Prunkharnische, großteils aus der berühmten Grazer Zeughaus-Sammlung, wurden den atemberaubenden Roben - oder besser tragbaren Skulpturen - des italienischen Designers Roberto Capucci gegenübergestellt. Die Werke berühmter Plattner des 16. Jahrhunderts vereinigt mit den schönsten Plissee-Kleidern des 20. Jahrhunderts - eine reizvolle Paarung. Es ist gleichzeitig die letzte vom langjährigen Direktor des Museums, Guido Magnaguagno, kuratierte Schau. Er stellte die Marsch- und Kriegsmaschine "Hannibal", eine Installation von Jean Tinguely, mitten unter Ritter und Damen, ebenso Figurinen des "Triadischen Balletts" von Oskar Schlemmer, Arbeiten von Eva Aeppli, Niki de Saint Phalle oder Daniel Spoerri. Der Bogen, der hier vom Rittertum zu zeitgenössischer Kunst gespannt wurde, ist schlüssig und voller Anspielungen auf Krieg, Panzer und andere Schalen, hinter denen sich Mythen verbergen. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD/Printausgabe/30./31.5.2009)