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Wie sinnvoll es ist, sich wochenlang zu kasteien, alle anderen zu nerven, um danach wieder routiniert mindestens fünf Alkoholeinheiten täglich in sich hineinzuschütten?

Foto: APA/dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Nur schlechte Menschen fasten derzeit nicht. Einige legen es höchst professionell an, eine grundlegende, oft dauerhafte Umstellung von Ess- und Trinkgewohnheiten, weil sie es als gut für sich empfinden. Abenteuerlich ist, was unter "Fasten" noch so alles verstanden wird. Einmal abgesehen von der dümmlichen Werbung für dieses Joghurt gibt es auch viele, die es Fasten nennen, wenn sie zum Zweck der Selbstreinigung eine Zeitlang keinen Alkohol trinken: Der Leber, der Schwerarbeiterin unter den inneren Organen, die allen Dreck, der sich im Körper ansammelt, wieder wegräumen darf, tut es gut, einen Monat oder gar 40 Tage weniger zu tun zu haben. Dafür, so scheint es, erwarten viele mit dem herzigen Blick eines Junghundes, dass man in Abständen über ihre Köpfe streichelt und "Bist eh ein Held" sagt.

Außerdem gibt es Dispenstage, die man sich gewährt. Dass diese nicht selten im ersten Spieldrittel aufgebraucht werden, liegt an der Fasten-Eingewöhnungszeit oder an zu begehenden Geburtstagen. Dann war noch der Solidaritätsrausch mit dem Freund, dessen Angebetete sich verabschiedet hat, und ...

Wie sinnvoll es ist, sich wochenlang zu kasteien, alle anderen zu nerven, um danach wieder routiniert mindestens fünf Alkoholeinheiten täglich in sich hineinzuschütten, sei zur Diskussion gestellt. Anstatt die Leber nach einem Monat wieder elf durchgängig schuften zu lassen, sollen zwei, drei alkoholfreie Tage pro Woche aus medizinischer Sicht wirkungsvoller und aus menschlicher in vielerlei Hinsicht verträglicher sein. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/27/03/2009)