Foto: Robert Newald

Und das ist sogleich erklärt: Man will Wärme. Sommer. Badehosen und Gießkannen. Eisschlecker und Grillwürschtl. Frische Feldgurken und sonnenwarme Paradeiser. Man will an Rosen riechen und Wühlmäuse jagen.

Kurzum: Man will, dass dieser verdammte Winter mitsamt seinen unerhörten Schneemassen jetzt endlich den Abgang macht und den Erdboden wieder freigibt, auf dass aus ihm Grünes sprieße, und natürlich auch, auf dass bis über die Ellbogen in ihm gewühlt werden könne.

Vielleicht ist das sogar einer der elementarsten Wohlfühl-Faktoren beim Gärtnern, dass man nämlich jede Menge Dreck machen kann - ja dass der Dreck in dieser Disziplin das Wesentliche darstellt, aus dem alles andere dann zu etwas wird. Wobei Dreck, wie wir wissen, natürlich nicht Dreck ist.

Da aber vor derlei Psychologisiererei gewarnt werden muss, weil sonst alles gleich irgendeinen verborgenen Sinn kriegt, befassen wir uns lieber mit den Seelenzuständen, kurz bevor die Saison wieder losgeht. Die sind insgesamt unruhig. Während die Vögelein schon ihre Revierkämpfe austragen da draußen und auch schon zu singen angehoben haben, sitzen wir drinnen und befummeln Samenpäckchen. Unruhig eben. Weil eigentlich wollen wir jetzt endlich wieder was anbauen.

Ungeheuerliche Sauerei

Obwohl es dafür noch zu früh ist. Ein bisschen wenigstens. Wissen wir eh.

Wer es aber trotzdem nicht lassen kann, der kriegt hier einen Tipp, wie ohne Dreckproduktion genüsslich in der Erde gewühlt werden kann. Auch drinnen. Weil normalerweise ist das Saatkistchenbefüllen in bewohnten Innenräumen mit gepflegten Parkettböden und säuberlichen Teppichen auch bei sorgfältigster Handhabung eine ungeheuerliche Sauerei.

Unweigerlich bröselt Anzuchterde. Unweigerlich beginnt es unter den Hausschlapfen zu knirschen, wenn die Zahl der befüllten Töpfchen sich mehrt und alle verfügbaren Fensterbretter bereits mit verheißungsvollen Zuchtkonstruktionen vollgestellt sind.

Die Lösung dieser allseits bekannten Problematik findet sich in Baumärkten und Lagerhäusern. Dort gibt es in der Maurerabteilung sogenannte Meuterwannen zu kaufen. Das sind schwarze, rechteckige Kunststoffwannen mit erheblichem Füllvolumen. Sie kosten ungefähr zehn Euro, also wohlfeiler geht's kaum. Die sind jedenfalls eine der besten Investitionen, die Sie jemals tätigen werden.

Parallel ferkeln

Sie sind nachgerade das A und O jeder gärtnerischen Indoor-Aktivität, weil sie auch in weiterer Folge beim Umtopfen vorzügliche Dienste leisten. Sie stellen also Ihre ewig lecken Erdsäcke in diese Wanne, schneiden sie auf und beginnen je nach Befindlichkeit darin zu wühlen. Es gibt Leute, die haben sogar zwei davon, damit sie parallel ferkeln können.

Auf der einen Seite die erdbefüllenden Grobarbeiten. Auf der anderen die geschlichteten Töpfe und Schalen zum Besamen mit Paradeisern, Gurken, Kürbissen und anderem Gemüseallerlei. Wer feinmechanisch halbwegs talentiert ist, braucht da gar keine Unterlagen und Zeitungsschichten. Die Meuterwanne ist geräumig genug, die Krume bleibt drinnen, das Wühlen wird zur befriedigenden Vorübung auf alles, was der Sommer bringen mag.

Heben Sie das Teil gut auf. In ein paar Wochen muss schließlich schon pikiert werden. Vielleicht sollte man doch gleich drei davon anschaffen. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/27/02/2009)