Die vierte Ausgabe der Modewoche konnte sich sehen lassen.

Foto: Fashion Week Berlin

Die Art, wie ein Designer am Showende auf dem Laufsteg erscheint, sagt viel. Zur Berlin Fashion Week in der vergangenen Woche tänzelte Marcel Ostertag mit einem erschöpften Lächeln durchs Publikum, Lala-Berlin-Designerin Leyla Piedayesh winkte gerührt mit Baby im Arm. Michael Michalsky stolzierte hingegen Handküsse werfend über den Catwalk. Von seiner Jacke prangte der Schriftzug "Jesus loves me" - von Bescheidenheit keine Spur. Auch wenn seine Mode polarisiert - Pastorenkragen zum Glitzerturnschuh und Abendkleider mit Kirchenfenstermuster sind nicht jedermanns Sache -, die Kunst der Inszenierung hat er verinnerlicht.

Tatsächlich ist Scham nicht mehr angebracht: Die vierte Ausgabe der Modewoche konnte sich sehen lassen. Hier und da hörte man sogar englische Wortfetzen. Die Nachricht, dass die Streetwear-Messe Bread&Butter zur kommenden Saison in die Hauptstadt zurückkehrt, hob die Stimmung zusätzlich. Der Tragweite Berlins als Fashion- Metropole dürfte das guttun. Denn noch kochen zu viele Süppchen gleichzeitig, geht es mehr um VIP-Listen als um die Entwürfe. So verzichtete Kaviar Gauche ganz auf Kleider und behängte blasse Feenmädchen in hautfarbenen Unterhosen mit Ketten und Handtaschen. Klar, Accessoires bringen bessere Margen.

Die beste Schau lieferte Joop! im Hamburger Bahnhof. Kreativdirektor Dirk Schönberger zeigte prägnant gestylte und subtil inszenierte Entwürfe. Seinem Ziel, Joop! zu einer intelligenten, deutschen Designermarke zu entwickeln, ist der Sympathieträger ein Stück nähergekommen. Im scharf geschnittenen Anzug nahm er den Applaus übrigens cool mit einem kurzen Nicken entgegen. (Romy Uebel/Der Standard/rondo/06/02/2009)