Die Versorgung besteht in Alpenkitsch, Selbstbedienungsgulaschsuppen und Getränken wie "Besoffene Marille" oder eben dem gefärbten Lulu.

Foto: Der Standard

+++Pro
Von Karl Fluch

Das ewige Kracherl: Jethosen sind Geschichte, Paraplex kennt auch keiner mehr. Fangriemen? Heini Hemmi? Ingemar Stenmark? Bernhard Russi? Alle(s) Geschichte und (fast) vergessen. Dort, wo man früher in der Sonne lag, um sich nach einem gerissenen Stern im Batzschnee den Hosenboden zu trocknen, tiriliert DJ Ötzi einen anderen Stern. Statt Brettljause gibt's Kokain, statt Gemüsesuppe zum Schneiden wird "Red Bull Gabba Gabba Hey!" oder "Sex on the Farm" kredenzt. Aus all der Hüttenperversion ragt allerdings ein Relikt bis heute weitgehend unbeschadet heraus: das Schi(sic!)wasser, das man heute kapriziös mit "k" – Skiwasser – schreiben muss.

Diese Mischung aus Kugerlwasser und Fruchtgelatine, die je nach Hausmarke geschmacklich verschieden schmeckt, löscht schon Generationen von Wedlern (früher) und Carvern (heute) den Durst. Es ist nicht umzubringen. Und wenn am Gletscher längst die Palmen wachsen werden, das Schiwasser (Ätsch!) wird immer noch Gutes tun. Auch wenn es dann vielleicht Wasserskiwasser heißt.

Contra---
Von Doris Priesching

Vorweg, kurz etwas ernstes: In der Art und Weise, wie hierzulande die Diskussion über Helmpflicht für Erwachsene geführt wird, drücken sich Untiefen der österreichischen Seele aus. Wer über Helmpflicht spricht, sollte nicht vergessen, dass sich künftig Scharen besoffener Skifahrer behelmt vermutlich sicherer fühlen und ihr Fahrkönnen noch dreister überschätzen. Über das gewohnheitsmäßige Sich-Abfüllen, mit dem manche einen "gemütlichen" Skitag verbinden, redet aber niemand. Womit wir auch schon beim Problem wären: Der Proll am Berg. Nirgendwo ist er so gefestigt wie in den heimischen Alpen. Die Gastronomie dient sich ihm an, entsprechend ist die Versorgung. Sie besteht in Alpenkitsch, Selbstbedienungsgulaschsuppen und Getränken wie "Besoffene Marille" oder eben dem gefärbten Lulu. Skiwasser gehört neben dem Jagatee zu den Erbsünden der Hüttenkultur. Gesundheitsschäden haben beide zu verantworten. Das kann man sagen, ohne etwas über Inhaltsstoffe zu wissen. Was tun? Tee in der Thermoskanne. Sie haben's verdient. (Der Standard/rondo/30/01/2009)