Gemeinschaftsbereiche wie die Kaminbar zeichnen sich durch barrierefreie und schwellenlose Zugänglichkeit aus.

Foto: Steffisalp
Foto: Steffisalp

"Dusche und Klo sind viel zu groß." Mitunter, sagt Karl Wiener, käme es vor, dass ihn ein Gast zur Seite nähme und ihn, den Hoteldirektor, frage, was denn den Architekten da geritten habe. Dann, sagt Karl Wiener, wisse er, "dass wir etwas richtig gemacht haben".

Denn "zu groß", erklärt der Chef des Hotels "Steffisalp" in Warth, sei eben relativ - und für Rollstuhlfahrer sei das, was Gehenden im Nassbereich enorm scheine, genau recht. Nur: Muss deshalb ein barrierefreies Zimmer nach Krankenhaus aussehen? Muss Design dort aufhören, wo das Etikett "berollbar" hinpasst? Und vor allem: Muss man dieses Etikett überhaupt draufkleben - oder kann man diese Funktionalität zur Selbstverständlichkeit erklären?

"Unser Zugang war schon bei der Planung klar", sagt Karl Wiener, "in einem Hotel, das im Jahr 2005 errichtet wird, darf Barrierefreiheit kein Thema sein. Alles andere ist ein Planungsfehler. Da geht es um Architekturqualität."

Dennoch machen die Betreiber des modernen Vier-Sterne-Hotels in Warth kein großes Aufsehen darum, dass auf einer Ebene sämtliche Zimmer barrierefrei und im übrigen Haus schwellenlos sind: Dass das Steffisalp den "Landespreis für menschengerechtes Bauen des Landes Vorarlberg" einheimste, muss man auf der Hotelhomepage gezielt suchen: "Wir bewerben das nicht aktiv."

Der Grund dafür ist ein Marketingproblem. Das ist Karl Wiener fast peinlich - obwohl er nichts dafür kann. Denn dass potenzielle Gäste ohne eingeschränkte Mobilität bei "behindertengerecht" eher an Sanatorium oder Rehab-Klinik denken als an ein modernes Haus, das in Sachen Wellness, Komfort und Design alle Stückerln spielt, ist nicht die Schuld von Hotelmanagement oder -betreibern (den Warther Skiliften): Vorurteile sterben langsam. "Aber das Thema", betont Wiener, "ist im Kommen. Das ist eine Frage der Haltung. Es gibt immer mehr Gäste, die auf derlei Wert legen." Und nur die wenigsten von ihnen sitzen selbst im Rollstuhl.

Rand- und Trendlage

Warth, weiß der Hotelchef, der zuvor lange Jahre in Lech mit dem "Tannbergerhof" eines der namhaftesten Häuser leitete, ist ein gutes Pflaster, um derlei Trends zu etablieren. Gerade wegen der - relativen - Randlage des "Schneeloches" Warth-Schröcken im Bregenzerwald: Es "fehlt" nur ein einziger Lift, um die Region mit den Arlberg-Pisten zu verbinden. Aber obwohl die meisten Genehmigungen vorliegen, hat man es mit dem Erschlossenwerden nicht eilig.

Und dass die Straße nach Lech im Winter gesperrt ist, hat ebenfalls Vorteile: Veranstalter, die den osteuropäischen Luxusmarkt bedienen, fragen regelmäßig nach "Möglichkeiten" in Warth. Bloß: Hier gibt es nur einen Supermarkt. Das Nachtleben ist bescheiden. Und zum Shoppen muss man 50 Kilometer fahren: Für Klischee-Russen scheidet Warth also aus.

Wiener findet das nicht tragisch: "Es ist eine große Chance, wenn man 'Nein' sagen kann - so kann man andere Gruppen bedienen, familiär bleiben." Und flexibler: Dass Hoteliers in ganz Österreich immer noch stur-kollektiv den Samstag als An- und Abreisetag verordnen, konnte der Chef des "Steffisalp" nie nachvollziehen: "Alle reisen gleichzeitig an und ab - das ist organisatorischer Humbug und ein logistisches Problem."

Und nicht mehr zeitgemäß: "Viele Leute haben nur ein verlängertes Wochenende. Andere bevorzugen Pauschalen von Sonntag bis Donnerstag - der Zimmerumsatz bleibt für uns also gleich. Aber jemand, der nur zwei Tage da ist, bestellt beim Abendessen zweimal guten Wein - wer aber eine Woche bleibt, schaut bei den Nebenausgaben meist viel genauer." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD/Printausgabe/17./18.1.2009)