Billiges Parfumöl kostet vier Euro, teures bis zu 73 Euro pro Kilogramm.

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Karin Pollack wollte wissen, was Billigkosmetik kann.

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Unterschiedlicher können Preise gar nicht sein. Wer sich in einer feinen Parfümerie nach Luxus umsieht, wird Tiegel zwischen 200 und 600 Euro finden. Wer täglich zweimal ein paar Euro auf seine Haut schmiert, muss es toll finden - alles andere wäre Wahnsinn.

In den Drogeriemärkten ist die Stimmung anders. Hier regiert die Preisspirale. Am günstigsten sind immer die Eigenmarken der großen Handelsketten, die zwischen 70 Cent und fünf Euro liegen. Darauf folgen die Markenprodukte - teurer als 20 Euro ist fast keines.

"Wir wissen, dass preiswerte Kosmetikprodukte von Konsumentinnen gekauft werden, die sich nichts anderes leisten können, aber auch von all jenen, die den Verheißungen der Kosmetikindustrie einfach nicht trauen und nicht glauben, dass Teureres auch hochwertiger ist", sagt Ulrich Schmidt, Sprecher von Kosmetik transparent, der Vereinigung von Markenartikelherstellern und gleichzeitig Chef von Beiersdorf Österreich. Für alles, was teurer ist, wollen die Kunden Beratung, die sie entweder in der Apotheke oder Parfümerie bekommen.

Keine Zulassung

Ganz unabhängig von der Preisklasse sind die Versprechungen in allen Preisklassen meist gleich: reine Haut, Anti-Aging und sanfte Pflege. "Jedes Produkt auf dem Markt kann die Haut immer nur gegen die Umwelteinflüsse schützen, niemals mehr", sagt Konrad Brunnhofer, Chemiker beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) ganz grundsätzlich.

Der VKI führt immer wieder Produkttests hinsichtlich mikrobiologischer Zusammensetzung und ausgelobter Wirkung durch. Rund 4000 Euro kostet ein solcher Test pro Kosmetikum, deshalb sei es, so Brunnhofer, unmöglich, alle Neuheiten auf dem Markt zu testen. Welche Rolle spielen die offiziellen Kontrollorgane? "Anders als Arzneimittel brauchen kosmetische Mittel keine Zulassung. Dies ist den Anwendern kaum bewusst", erklärt Gregor Özelt, Abteilungsleiter für kosmetische Mittel bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages).

Lediglich ein Produktdossier mit toxikologischer Sicherheitsbewertung, Wirksamkeitsnachweisen und Angaben zu Rezeptur müsste hinterlegt werden und im Falle stichprobenhafter Prüfungen den Behörden zur Verfügung gestellt werden, erklärt Özelt. Es werden in der Ages pro Jahr 500 bis 700 Proben untersucht, zwei bis fünf davon sind problematisch.

Konkret ist bei Kosmetika die Verkeimung die größte Gefahr. Oft liegt die Ursache dafür in den Produktionsanlagen. "Markenhersteller investieren in Forschung und Qualitätssicherung, das ist eben für die Produktsicherheit wichtig", konkretisiert Markenartikelhersteller Schmidt. Dass es, so wie bei Waschmitteln üblich, zu Fremdabfüllungen kommt, also, im Grunde genommen, überall dasselbe drinnen ist, ist falsch. Darauf haben sich alle Markenartikelhersteller geeinigt. Zudem können Kosmetika - auch wenn man die Inhaltsstoffe kennt - nicht so einfach nachgeahmt werden.

Werbeaufwand gering gehalten

Preisunterschiede ergeben sich auch durch die Rohstoffpreise. Ein Beispiel: Billiges Parfumöl kostet vier Euro, teures bis zu 73 Euro pro Kilogramm. Dermatologen warnen, dass vor allem ätherische Öle Allergien auslösen. Tests, die derartige Reaktionen eruieren, machen Produkte teurer.

"Der Werbeaufwand für Eigenmarken wird gering gehalten, das macht die Produkte preiswert", erklärt Harald Bauer, in der Geschäftsleitung des Drogeriemarkts dm für Marketing verantwortlich. Der große Vorteil der Marktbetreiber: Die Produkte werden prominent, also auf Augenhöhe in den Regalen postiert, das ist der Wettbewerbsvorteil.

Rein wirtschaftlich betrachtet, weiß Bauer, seien trotz Krise die Umsätze für dms preiswerteste Kosmetika derzeit noch nicht gestiegen.

A. G. Lafley, Vorsitzender des amerikanischen Konsumgüterkonzerns Procter & Gamble meinte unlängst: "Auch in schwierigen Zeiten putzen die Menschen nicht weniger die Zähne oder waschen sich seltener die Haare. Im Gegenteil: In einem unsicheren Umfeld werden die Leute risikoscheu und kaufen ihre vertrauten Marken." (Karin Pollack/Der Standard/rondo/21/11/2008)