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Wer mit Öl badet, soll erst nach einigen Minuten das Öl hinzufügen. Wer mit Öl duscht, soll es erst nach dem Duschen in die leicht feuchte Haut einmassieren. Trockenöle sollen in der Hand angewärmt werden.

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Wer auf dem Massagetisch liegt, weiß, wie gut Öl tut. Fachkundige Masseure machen intuitiv das Richtige: Sie wärmen das Öl zuerst in der Hand an und kneten dann erst die verspannten Muskeln. Das Öl dringt in die Haut ein, auch Stunden danach fühlt sie sich noch samtig und weich an. Und genau darum geht es ja in der Körperpflege. Lipide, das sind die Fette in der Haut, sind am Aufbau der Zellmembrane beteiligt, "von außen zugeführte Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren stärken die Hautbarriere", sagt Yvonne Weingarz, Kosmetiktechnologin in Hamburg.

Für alle, die es genau wissen wollen: Öl ist ein Gemisch aus Fettsäuretriglyceriden, die bei Raumtemperatur flüssig sind. Sie können aus Pflanzen - wie etwa Oliven, Leinsamen, Nüssen, Kokos oder Hagebutten - oder aber aus Mineralölen synthetisch gewonnen werden. Versetzt mit ätherischen Ölen werden daraus heute Wohlfühlcocktails für den Körper gemischt.

Nervenberuhigender Stirnguss

In der indischen Ayurveda-Medizin haben Öle in der Behandlung und zum Vorbeugen von Erkrankungen eine jahrtausendealte Tradition. Konkret ist es kalt gepresstes Sesamöl, das dort zur Massage, für Mundspülungen oder den nervenberuhigenden Stirnguss eingesetzt wird. "Öl dringt in die Zellen ein, bindet dort die Schlackenstoffe, die dann zum Beispiel mit Massage über die Haut ausgeleitet werden können", erklärt die Kärntner Ayurveda-Therapeutin Angela Hofer. Die westliche Schulmedizin hingegen verwendet Öl als Badezusatz bei trockener Haut. Zuerst lässt das Wasser die Haut quellen, erst dann wird das Öl beigefügt, sodass es in die unteren Hautschichten eindringen kann. Was Dermatologe Markus Dawid, Vorstand der Dermatologie im SMZ Süd in Wien, noch weiß: "Wer an Akne leidet, hat viele gesättigte Fettsäuren in der Haut."

Die Diskussion über gesättigte und ungesättigte Fettsäuren ist nun also auch in der Kosmetik angekommen. Weil der menschliche Körper ungesättigte Fettsäuren nicht selbst herstellen kann, müssen sie von außen, also über die Nahrung oder die Haut, zugeführt werden. Das Besondere daran: Ungesättigte Fettsäuren enthalten Ester (das sind Fettbestandteile), die an der Luft einen trockenen Film bilden. Das hat ihnen auch die Bezeichnung "trockene Öle" eingebracht.

Die Pharmazeutin Claudia Valenta vom Departement für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie kennt den Ausdruck als Fachbegriff allerdings nicht, dafür die Diskussion über die Vor- und Nachteile von synthetischen und natürlichen Ölen. "Öle aus Pflanzenstoffen haben den Nachteil, dass sie ranzig werden können, synthetische Öle sind jahrzehntelang haltbar", sagt sie. In den demnächst neu erscheinenden Richtlinien für Naturkosmetik werden Mineralöle allerdings ausgeschlossen sein. Was Valenta noch sagt: "Bei sehr empfindlicher Haut können auch natürlich gewonnene, ätherische Öle Allergien auslösen, das sollte man bei Naturkosmetik niemals vergessen."

Straffende Wirkung

Worauf es bei Ölen jedoch maßgeblich ankommt, ist ihre richtige Verwendung: Wer mit Öl badet, soll zuerst einmal in die Wanne und erst nach einigen Minuten das Öl hinzufügen. Wer mit Öl duschen will, soll es eigentlich erst nach dem Duschen in die leicht feuchte Haut einmassieren, "chemisch betrachtet entsteht dadurch eine Emulsion", erklärt Kosmetiktechnologin Weingarz. Wer Trockenöle ausprobieren will, sollte sie nicht aufsprühen, sondern zuerst in der Hand anwärmen, dann ziehen sie wie ein Serum sekundenschnell in die Haut ein, hinterlassen weder Glanz noch klebriges Gefühl und haben eine straffende Wirkung. Und schließlich ist Öl auch gut für trockenes Haar. Aber Achtung: Wer nicht mit fettigen Haaren enden will, sollte nur die Spitzen mit Öl einmassieren. (Karin Pollack/Der Standard/rondo/07/11/2008)