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Nichts, was ich mache, ist notwendig.

Foto: APA/AP/Sakchai Lalit

Leslie, die Architektin, war überzeugt, dass auch sie in einer Blase lebte. "Es ist ja irrational, dass die Leute mir so viel Geld geben, nur weil ich ihnen sage, sie sollen ihre Buddhafiguren rechts und nicht links ihrer Badewanne aufstellen. Nichts, was ich mache, ist notwendig. Es ist alles Schimäre. Und ich selbst bin wahrscheinlich eine reine PR-Erfindung, die diese gefährliche Finanzblase auch noch größer macht." Leslie hatte das Krisengemurmel heftig erwischt. "Die Finanzblasen machst ja nicht du, sie entstehen durch die Gier von uns allen", erklärte Yvonne, die Biologin. "Unser Gehirn ist einfach gieranfällig. Das Belohnungszentrum erzeugt Glücksgefühle, wenn man die Gier befriedigt. Und die Menschen trauen sich besonders dann, sie auszuleben, wenn sie sich nicht beobachtet fühlen."

Zora nickte, sie glaubte ohnehin an eine Verschleierungstaktik. "Zuerst erzählen sie dir von "Asset-backed Commercial Papers", "Risikoaversion" oder "forderungsbesichertem Wertpapier". Sie machen dich schwindlig, weil sie wollen, dass du unaufmerksam bist, damit sie ihre Gier so richtig genießen können."

Leslie glaubte eher, dass diese Finanzwörter die von Habsucht Betroffenen sogar anspornten. Sie zeichnete Strichmännchen, die sich gegenseitig "Fristentransformation ... structured investment vehicles ... nominales Ausgangsniveau" in die Ohren flüsterten. Und sie zeichnete orange und pinkfarbene Endorphine, die um ihre Köpfe kreisten. "Wir dürfen uns von denen halt nicht anfixen lassen. Die tun ja so, als wollten sie dir Zimtschnecken oder Quittengelee füttern, dabei haben sie höchstens aufgeblasene Windbäckerei." (Adelheid Wölfl/Der Standard/rondo/07/11/2008)