Für die Bewohner von Finalborgo eine Notwendigkeit, für die Besucher ein Vergnügen: Radeln in den engen, mittelalterlichen Gassen.

Foto: Turismo Liguria

Grün, so weit das Auge reicht, leuchtet es hinter den Dächern von Finale Ligure. Die sanften Hügelketten wachsen an zu den zwei Gebirgskämmen, die Ligurien - von Ost nach West begrenzt durch La Spezia und die französische Grenze - den besonderen Reiz verleihen: Die bis zu 2200 Meter hohen Ligurischen Alpen im Nordwesten und der Ligurische Apennin im Nordosten prägen die Region ebenso wie die geschwungene Küste, auf die sie prallen, eine Topografie, wie geschaffen für einen gar nicht faulen Urlaub am Meer.

Unter Mountainbikern hat sich der "Geheimtipp" zur Verlängerung der Saison längst herumgesprochen. Sie finden hier ein Streckennetz von rund 100 Offroad-Kilometern vor, darunter auch eigens geschaffene Downhill-Routen mit Shuttle-Service für Freerider. Für klassische Mountainbiker führt der Weg von Finale Ligure ins Bergland zunächst auf kleinen, kaum befahrenen Asphaltsträßchen, vorbei an Olivenhainen und alten Steinmauern. Auf dem rund 300 Meter hohen Plateau der ersten Hügelkette angekommen, eröffnet sich die Stollenreifenspezialität alla finalese: Ein verzweigtes Netz aus Römerstraßen, Karrenwegen, gutgepolsterten Waldpfaden und Singletrails macht das beständige Auf und Ab praktisch ganzjährig zum fahrtechnischen Gustostückerl.

Schotter heißt Schwitzen

Allzu viele Höhenmeter kommen nicht zusammen, ins Schwitzen bringen die grobschotterigen Kurzanstiege. Als Belohnung winken traumhafte, teilweise anspruchsvolle Abfahrten mit Panoramablick auf das tiefblaue Meer. Für etliche Touren liegen detaillierte Beschreibungen vor, aufgrund der sparsamen Wegmarkierungen erfordern sie aber ein wenig Orientierungssinn. Und dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb haben sich mehrere Hotels hervorragend auf diesen Umstand eingestellt: Die Biker lassen sich nämlich auch ganz gerne von den hier vermittelten ortskundigen Guides durch das Pfadgewirr leiten.

Bekannt wurde Finale Ligure unter den professionellen Mountainbikern durch das 24-Stunden-Rennen, das diesmal sogar 1500 Teilnehmer aus aller Welt anlockte. Einen Tag und eine Nacht drehten sie im Frühjahr ihre Runden auf einer 7,4 Kilometer langen, sorgfältig präparierten Trail-Schleife. Der Sieger brachte es auf 48 Runden - und damit immerhin auf 350 Kilometer und 12.000 Höhenmeter.

Aber auch das Faulenzen an der Palmenriviera funktioniert besser zu einer Zeit, zu der die Liegestühle am Strand längst verwaist sind. Etwa auf der üppig bepflanzten und - eine Seltenheit am schmalen Küstenstreifen Liguriens - weitgehend autofreien Promenade. Die Gassen der Altstadt von Finale Ligure bestechen durch Prachtbauten wie die barocke Basilika San Giovanni Battista. Und der etwas landeinwärts gelegene Ortsteil Finalborgo, vom italienischen Gemeindeverband zu einem der "schönsten Dörfer Italiens" gekürt, wurde unmittelbar nach seiner Zerstörung im 15. Jahrhundert innerhalb der weitgehend erhaltenen Mauern wiederaufgebaut. Seine kunstvoll bemalten und liebevoll mit Oleander geschmückten Stadttore lassen die Biker wissen: Gleich hier geht's los! (Birgit Obermeier/DER STANDARD/Printausgabe/25./26.10.2008)