Es sieht also alles nach einem langen gedeihlichem Miteinander von Star und Parfum aus.

Foto: Hersteller
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Wäre Jean-Baptiste Grenouille ein realer Zeitgenosse und kein fiktiver krimineller Parfümeur auf der Suche nach dem Duft der Düfte, wäre er vermutlich Manager einer Parfum-Marke. Patrick Süskinds armer böser Jean-Baptiste meinte, den begehrtesten Menschenkindern ihre olfaktorische Essenz entreißen zu müssen, was diese das Leben kostete. Dabei geht es doch viel einfacher.

Man mache diesen begehrten Menschenkindern, die ihre Haut ohnehin zu Markte tragen, ein Angebot, das sie nicht ablehnen können. Der Deal: ein Hauch der Essenz ihres Zaubers, ihres Glamours, inszeniert von einem Starfotografen für eine Werbekampagne gegen eine ordentliche Vertragssumme und die weitere Pflege des Starkults. Und alle erfreuen sich bester Gesundheit und wachsender Kontostände.

Das Prinzip ist bekannt. Aber jetzt geht das Match in die nächste Runde. Noch nie war die gesamte Kollektion der neuen jungen Hollywood-Schönen im Dienst der Düfte. Die Industrie war immer auch ein wenig reserviert. Denn was weiß man schon, wie sich ein Star entwickeln wird, ob er oder sie in der Spalte Filmkritik und auf den Covers der großen Modemagazine auftaucht oder eher auf den Chronik-seiten.

Langfristige Bindung

Lancôme hat daher geprüft, bevor man den langfristigen Werbebund einging. Das entspricht der Markentradition. In Isabella Rossellini etwa hatte man eine langjährige Werbelebensabschnittspartnerin für viele Produkte der Marke insbesondere für den Duft Trésor. Nun gibt's einen neuen Duft namens Magnifique mit dem Anspruch der essenziellen Weiblichkeit. Leicht, aber auch sinnlich, fröhlich, aber auch ernsthaft, mädchenhaft, aber auch erwachsen soll er sein, und eine Frau, die all das verkörpert, soll ihm ihr Gesicht leihen.

In der 26-jährigen Schauspielerin Anne Hathaway sah man all das. Ein gazellenhaftes Wesen, das ein wenig an Audrey Hepburn erinnert, fast unbewusst kokett und so weit entfernt von einer kühlen Blonden wie nur möglich. Dass sie den Namen der (historisch nicht zur Gänze belegten) Ehefrau von William Shakespeare trägt, macht sie zusätzlich interessant. Privat blieb sie bisher unauffällig. Kein Hollywood-Ehemann, keine umstrittenen Adoptionsprogramme, keine Magersuchtverdächtigungen.

Prinzesschen ändert sich

In ihren Filmen gab sie bisher das Prinzesschen, das sich in der Erwachsenenwelt zurechtfinden muss ("Plötzlich Prinzessin", "Der Teufel trägt Prada"). Das ändert sich gerade. Ihr letzter Film "Rachel Getting Married" unter der Regie von Jonathan Demme zeigt sie in der Rolle einer psychisch labilen Alkoholikerin, für die sie großes Lob einheimste und die ihrem Mädchen-Image keinen Abbruch tat.

Es sieht also alles nach einem langen gedeihlichem Miteinander von Star und Parfum aus. Der Parfum-Marketing-Manager Jean-Baptiste hätte es nicht besser treffen können - sofern sich das Hollywood-Starkarussell nicht gleich wieder dreht und einen neuen Inbegriff des Weiblichen erfindet. (Bettina Stimeder/Der Standard/rondo/10/10/2008)