Lediglich eine heitere Episode auf einer langen Reise ist Sinaia dann, wenn man mit dem Luxuszug Venice-Simplon-Orient-Express auf seiner Ostroute von oder nach Istanbul unterwegs ist. Immerhin wird dort ein halbtägiger Stop eingelegt, um die Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu besichtigen. Teil des Programms ist auch ein traditioneller Lunch vor Ort und eine übliche Folklore-Darbietung. Die Reise von/nach Venedig dauert insgesamt 6 Tage.
www.orient-express.com

 

Foto: Orient Express Hotels

Regen Kontakt mit Unternehmen vor Ort pflegt der österreichische Rumänien-Spezialist "Romania Touristik" in Linz. Das kleine Reisebüro ist auch ein guter Ansprechpartner, wenn es darum geht, die Gegend um Braşov zu erkunden. Kultur-(Gruppen-)Reisen machen dort ebenso Halt wie Einzelreisende, die zum Wandern und im Winter auch vermehrt zum Skifahren auf die Furnica kommen. Individuelle Beratung unter: www.romaniatouristik.at

 

Grafik: DER STANDARD

Schloss Peleş, Rumäniens vermutlich bizarrste, mit Sicherheit aber an verarbeiteten Holzarten reichste Residenz.

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Holzwurm müsste man sein - und undercover im Süden der Karpaten unterwegs, oder exakter: unter Furnier. Denn in diesem Fall gleicht Schloss Peleş, Rumäniens vermutlich bizarrste, mit Sicherheit aber an verarbeiteten Holzarten reichste Residenz, einem Haubenlokal, das zumindest Vertretern der Spezies "Gewöhnlicher Nagekäfer" unvergleichliche Menüfolgen serviert: Hundertsechzig heavy holzvertäfelte Zimmer finden sich hier inmitten dichtbewaldeter Mittelgebirgslandschaft. Schnörkel sollte man mögen, wenn man Schloss Peleş besuchen will. Kaum ein Dekor, auf das König Carol I. um 1880 verzichten wollte. Das beweist schon die Nusstäfelung der Bibliothek, in der später die Ceauşescus ihr letztes Weihnachten feiern sollten, allerdings bereits gehetzt, wie die ungeöffnet gebliebenen Geschenkspakete bewiesen - all dies atmet eine Schwere, die den Ritterrüstungen auf den Blechschultern zu lasten scheint.

Wenn heutige Besucher im Schlepptau der Guides die düsteren Räume durcheilen, auf knarrendem Parkett und unterm Lindenholz-Plafond, vom Teakholzmöbel-Geschenk des Maharadschas von Kapurthala zur gedrechselten Ulmen-Rarität, dann wird freilich klar, was dieses Schloss einst darstellen sollte: eine Art Balkan-Google für die verschiedenen Ecken der Welt, Hightech anno 1883 inklusive.

Retro-Weltenbummler

Ein per Elektromotor verschiebbarer, bemalter Glasplafond gibt den Blick frei auf Europas erste Zentralheizung, eine von Klimt signierte Wandmalerei, aber auch auf Retro-Romantik wie den maurischen Saal und ferner auf Schilde aus Afrika, einen Florentiner Salon samt Bronzekopien der Statuen Michelangelos. So "surften" Carols Gäste schon damals im Schloss am Rande der Walachei und von Transsylvanien durch die halbe Welt.

Schnitzer hatten sich die Herrscher aus dem rumänischen Hause Hohenzollern-Sigmaringen jedenfalls viele geleistet - und einen Architekten aus Wien, dessen Sohn dann erfolgreich an der Literatur drechseln sollte: Heimito von Doderers Vater Wilhelm Doderer wurde für den Bau des Schlosses verpflichtet. Resultat: eine Mischung aus Jagd- und Renaissanceschloss, die das verschlafene Dörfchen Sinaia schnell über die Grenzen Rumäniens hinaus bekannt machte.

Wer im Prahova-Tal zwischen Braşov und der Hauptstadt Bukarest unterwegs ist, kommt an Sinaia kaum vorbei. Das gilt auch für die Gäste des luxuriösen Orient-Express, dessen Ankunft dem Bahnsteig von Sinaia heute noch die Provinz-Bahnhofsruhe raubt. Folkloremusiker mit Panflöten in der Hand, wenigstens aber mit authentischen Falten rund ums Lächeln, ziehen dann routiniert ihre Nummer ab.

Wanderbare Kulisse

Aber bereits ein flüchtiger Blick auf Sinaias später entstandenen Villen und erst recht auf die dahinter aufragenden Berghänge verrät, dass Rumäniens berühmteste Sommerfrische ja zugleich eine ideale Basis zur Erkundung des angrenzenden Bucegi-Gebirges ist. Kommen Gehfaule hier per Seilbahn, also im Sitzen, auf 2000 Meter Höhe, so erschließen sich viele andere Attraktionen des Bucegi-Nationalparks erst nach haarsträubenden Kletterpartien. Vor allem an der östlichen Seite fordern die Steilabbrüche des Hufeisen-förmigen Gebirges die Kletterer heraus.

Bizarre Felsspitzen, Wasserfälle und tief eingeschnittene Klammen, der Mönchs- und der Steinadler, insbesondere aber fast ein Drittel der Flora des gesamten Landes fügen sich hier zu ebenso abwechslungsreichen wie harmonischen Landschaftsbildern zusammen. Und ein wenig geschnitzt haben im Bucegi-Gebirge auch Regen und Wind: Die Babele, wie überdimensionale Pilze geformte Felsen, zählen zu den obskursten Gebilden. Und einige Schritte weiter: Als "walachische Sphinx" - mit tiefliegenden Augen und ohne Nase - blickt ein natürlich entstandenes Wahrzeichen hier in die Bergwelt. (Robert Haidinger/DER STANDARD/Printausgabe/13./14.9.2008)