Yan Lay wurde eines von 371 Minenopfern, die aus ihrem Heimatland allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2003 gemeldet wurden. Insgesamt, so lauten die Schätzungen der "Internationalen Kampagne gegen Minen" (ICBL), werden jedes Jahr 15.000 bis 20.000 Menschen durch die gut versteckten Killerapparate verletzt, verstümmelt oder getötet. In den Jahren 2002 bis 2003 forderten die Waffen in jedem dritten Land der Erde ihre Opfer. In der Mehrzahl der Staaten herrscht Frieden.
"Anti-Personen-Minen zerstören immer noch die Leben zu vieler unschuldiger Menschen", sagt Jody Williams, die Botschafterin der ICBL. Als Gründungsmitglied und treibende Kraft der ICBL erhielt Williams 1997 zusammen mit ihrer Organisation den Friedensnobelpreis. Ohne ihren Einsatz wäre die Internationale Konvention zum Verbot des Gebrauchs, der Lagerung, der Produktion und der Verbreitung von Anti-Personen-Minen 1997 wohl nicht zustande gekommen.
Inzwischen sind 141 Länder dem Vertrag, der so genannten Ottawa-Konvention, beigetreten: Das Dokument gilt nicht für alle Minen, Panzerminen etwa fallen nicht unter die Ächtung. Diese Woche treffen sich in Genf die Vertragsstaaten: Der "Gipfel für einen minenfreie Welt", der Ende des Jahres in Nairobi abgehalten wird, soll vorbereitet werden. "Nairobi wird der wichtigste Meilenstein seit der Verabschiedung der Ottawa-Konvention", sagt der österreichische UN-Botschafter in Genf, Wolfgang Petritsch.
Obwohl weltweit bereits 50 Millionen Anti-Personen-Minen (APM) gemäß Ottawa-Vertrag zerstört wurden und der Handel praktisch zum Erliegen gekommen ist, gelten immer noch 14 Staaten als Produzenten der Tötungsmaschinen. "Es ist nicht klar, wie viele Minen zuletzt hergestellt wurden", schreiben die Autoren des Landminen-Berichts 2003. Fest steht aber, dass unter den Produzenten die drei führenden globalen Militärmächte sind: die USA, Russland und China.
Alle drei wollen der Ottawa- Konvention nicht beitreten. Die chinesische Volksbefreiungsarmee hat ihre Arsenale noch mit 110 Millionen APM bestückt. Die Russen horten 50 Millionen APM, und die Amerikaner 10,4 Millionen. Immerhin: Die US-Streitkräfte haben seit der militärischen Befreiung Kuwaits 1991 die Waffen nicht mehr eingesetzt. Allerdings: Laut Landminen-Bericht 2003 deponierten die Amerikaner vor der Invasion des Iraks 2003 aber rund 90.000 Minen in der Golfregion – für den möglichen Einsatz. Mindestens sechs andere Regierungen befahlen in der Zeit von 2002 bis 2003 den Einsatz von Minen – Indien, der Irak unter Saddam Hussein, Myanmar, Nepal, Pakistan und Russland.