London - Wissenschaftler der University of Exeter haben in einer Studie festgestellt, dass die Rodungen der Mangroven zu großen Verlusten der Artenvielfalt in Riffen führen. Die Mangroven bieten nämlich Fischen und zahlreichen anderen Tieren Schutz vor Fressfeinden, schreiben die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Nature.

Das Expertenteam hat küstennahe Korallenriffe und Mangroven in Mexiko und Belize untersucht und ist zum Schluss gekommen, dass bei Riffen, in deren Nähe Mangroven waren, der Fischreichtum wesentlich höher war als in jenen, wo Mangroven Tourismusanlagen oder Shrimpfarmen zum Opfer gefallen sind. "Mangroven werden von vielen als Brutherde für Moskitos und als Unterschlupf für Krokodile und Schlangen gesehen", so Studienleiter Peter Mumby. Dass diese Küstenform aber als Unterschlupf und Brutstätte für zahlreiche Fische dient und generell ein Habitat für zahlreiche Lebewesen wie etwa Krebse, Krabben und Weichtiere ist, wird häufig übersehen. "Vor allem in der ersten Zeit ihres Lebens verbringen viele Fische einen großen Teil ihres Lebens in den Mangroven, da dort viel Nahrung vorhanden ist und die Wurzeln Schutz vor großen Fischen bieten", erklärt Mumby.

Fressfeinden ausgeliefert

"Wenn die Mangrovenwälder vor der Küste nicht vorhanden sind, wachsen Fische direkt am Riff auf. Dort sind sie Fressfeinden ausgeliefert", führt der Biologe aus. Das Forschungsteam hatte während der Studie mehr als 100.000 Fische von 64 verschiedenen Spezies beobachtet. In dem Bericht heißt es weiter, dass in Korallenriffen mit intakten Mangroven zum Beispiel doppelt so viele Schnapper (Lutjanus apodus) und Gruntzer (Haemulon sciurus) vorhanden sind als in Riffen, bei denen die Mangroven gerodet wurden. Die Zerstörung der Mangroven hat in manchen Regionen zum kompletten Verschwinden des größten pflanzenfressenden Fisches im Atlantik, des Regenbogen-Papageienfisches (Scarus guacamaia), geführt. Der Forscher regt an, dass in der Karibik vermehrt Mangroven wieder hergestellt werden müssten.

Auf der Ferieninsel Mauritius im Indischen Ozean hat die Erosion durch gerodete Mangroven große Schäden angerichtet. Ein Umweltprojekt hat 1992 bis 1995 dazu geführt, dass mehr als 33.000 Quadratmeter Fläche mit über 9.000 Stelzwurzel-Setzlingen im Black River-Distrikt wieder aufgeforstet wurden. Dadurch konnte die Erosion und die Verunreinigung der Riffe durch Sedimentablagerungen verhindert werden. (pte)