Interdependenz
"Es bedarf noch viel größerer internationaler Solidarität und Forschung", denn ohne entsprechende Untersuchungen könne man die Lage nicht richtig einschätzen, sagte Hadis. Derzeit werde die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) in 28 afrikanischen Ländern durchgeführt und sei ein Problem, das auch Österreich betreffe: "Das Problem Afrikas ist Ihr Problem, weil es eine Interdependenz gibt" - etwa in wirtschaftlicher Hinsicht, aber auch auf Grund von interkulturellen Ehen, erklärte Hadis.
Im Kampf gegen FGM gibt es nach Erfahrung der Menschenrechtsaktivistin seitens der Betroffenen große Widerstände, auch bei gebildeten Menschen afrikanischer Herkunft in Österreich. Die Afrikanische Frauenorganisation bietet betroffenen Frauen in Österreich nach Angaben von Hadis zwei Mal wöchentlich die Möglichkeit, sich von einer Gynäkologin medizinisch beraten zu lassen.
Problem mit Migration
Für die Vorsitzende des parlamentarischen Unterausschusses für Entwicklungszusammenarbeit, Nationalratsabgeordnete Petra Bayr (S), ist der Kampf gegen die Genitalverstümmelung nicht nur aus humanistischen Überlegungen zu führen, sondern auch, weil das Problem auf Grund der Migration nach Europa gebracht worden sei. Die Abgeordnete verwies in diesem Zusammenhang auf eine im Auftrag des Frauenministeriums im Jahr 2000 unter MigrantInnen aus dem afrikanischen Raum durchgeführte Studie, der zufolge 30 Prozent der Eltern ihre Töchter "beschneiden" ließen.
In den meisten Fällen würde die Verstümmelung in den Heimatländern vorgenommen, häufig im Verlauf eines Mutterschaftsurlaubs. "Nach der Geburt, nach der Entbindung wird das Mädchen auch gleich verstümmelt", sagte Bayr und wies darauf hin, dass die Verstümmelung in zwei Drittel der durch die Studie erhobenen Fälle vor dem ersten Geburtstag der Mädchen erfolgt sei.
Komplikationen