Als ich im Jahr 2001 Vorsitzender der BBC wurde, bezeichnete ich diese Ernennung als das größte Privileg meines Berufslebens. Das wird sie auch bleiben.

Die BBC ist die beste Anstalt in der Rundfunkwelt. Sie hat Hochachtung vor der Wahrheit. Sie hat das Vertrauen und den Respekt von weltweit Hunderten Millionen Menschen. Ihr gehören Tausende Programm-Macher an, die von den Werten des Dienstes an der Öffentlichkeit erfüllt sind. Sie sollen sich wegen des Hutton-Reports nicht schämen müssen.

In der BBC hat im vergangenen Jahr niemand die Öffentlichkeit willentlich in die Irre geführt, niemand hat in böser Absicht gehandelt.

Die BBC steht nicht im Eigentum irgendeiner Regierung - sie wird immer während vom Aufsichtsrat und dem Management für das britische Volk verwaltet.

Die Öffentlichkeit sollte ihre Existenz nicht als völlig selbstverständlich betrachten. Sie wird oft attackiert - von Mitbewerbern, aber auch von anderen, die ihre Prinzipien nicht teilen oder verstehen. Ihr Freunde schweigen oft, wenn sie bedroht wird. (. . .)

Weil die BBC so großes Vertrauen genießt, ist es entscheidend, dass ihr Vorsitzender persönlich die Verantwortung dafür übernimmt, dass in den Nachrichten die höchsten Standards an Genauigkeit und Unparteilichkeit eingehalten werden. Die Gebührenzahler können ihr Vertrauen nicht aufrechterhalten, wenn sie kein Vertrauen in die Führung haben. Der Hutton-Report wird dieses Vertrauen unterminieren.

Lord Hutton hat entschieden, dass vieles in der Berichterstattung Andrew Gilligans über Massenvernichtungswaffen falsch war. Er sagte, dass der redaktionelle Prozess und der des Managements fehlerhaft waren. Wenn das stimmt, dann wären es ernsthafte Verfehlungen.

Vieles von Huttons Kritik am Management wurde während der Untersuchung von der BBC akzeptiert. Wir haben nun Schritte zur Verbesserung übernommen. (. . .)

Es ist also unvermeidlich, dass Lord Huttons Report, der sorgfältig erarbeitet wurde, eine neue Situation geschaffen hat, die man ansprechen muss. Doch zuvor möchte ich ein paar wichtige Fragen über den Report selbst aufwerfen. Erstens kann man Lord Huttons unverblümte Schlussfolgerungen (. . .) als Bilanz der ihm während seiner eigenen Untersuchung vorgelegten Beweismittel betrachten.

Zweitens: Hat er in seinem Urteil über Mr. Gilligans Berichte ausreichend berücksichtigt, was Dr. Kelly auf Band zu Susan Watts (einer weiteren BBC-Journalistin in einem gesonderten Interview; Anm. d. Red.) gesagt hat?

Drittens: Hat seine Kritik an der BBC die mildernden Umstände ausreichend berücksichtigt, die während des Kriegs und danach durch die öffentlichen Angriffe auf die BBC geschaffen wurden?

Und schließlich: Stehen seine Schlussfolgerungen über die Einschränkung der Verwendung nicht verifizierbarer Quellen im britischen Journalismus auf fundierter gesetzlicher Basis - und stellten sie, falls sie angewandt würden, eine Bedrohung der Pressefreiheit in diesem Land dar?

Ich bin sicher, dass diese Fragen stark diskutiert werden. Aber, was immer das Ergebnis sein wird, ich bin in der Überzeugung erzogen worden, dass man sich den Schiedsrichter nicht selbst aussuchen kann und dass die Entscheidung des Schiedsrichters endgültig ist.

Im britischen öffentlichen Leben gibt es die ehrenwerte Tradition, dass jene, die mit der Autorität ausgestattet sind, an der Spitze einer Organisation zu stehen, dafür die Verantwortung übernehmen sollen, was in dieser Organisation geschieht. Ich schreibe deshalb heute an den Premierminister, um ihm mit sofortiger Wirkung meinen Rücktritt als Vorsitzender der BBC anzubieten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe 30.1.2004)