Luise Ungerboeck

Wien/Cannes - Nicht cineastische Großereignisse, sondern das Geschäft mit den Handys halten die Cote d'Azur in Atem: Waren es bisher vor allem die explodierenden Benutzerzahlen, mit denen der GSM-Kongress in Südfrankreich jährlich aufhorchen ließ, so stehen heuer die mobilen Anwendungen der Zukunft im Vordergrund. "Mobile Commerce" heißt das neue Schlagwort, das für diverse Internetanwendungen via Mobiltelefon steht und das große Geschäft der Zukunft sein soll. Benutzerfreundliche Services, die sukzessive alle Lebens- und Geschäftsbereiche der weltweit mehr als einer halben Milliarde Handytelefonierer erfassen werden. Die Crème de la Crème der Telekom-Industrie präsentiert den mehr als 10.000 Besuchern von 2. bis 4. Februar im Palais de Festival natürlich auch die jüngsten technischen GSM-Errungenschaften. Siemens etwa wird das Nachfolgemodell des erfolgreichen S25 vorstellen, das nicht nur über umfassende Organizer-Funktionen, sondern auch über Sprachsteuerung und Voice Memo verfügt. Ein Handy, das auf Zuruf funktioniert.

In aller Munde ist WAP, das im Vorjahr gelaunchte Wireless Application Protocol, das etwa die Zeitung aufs Handydisplay bringt und heuer zum Massengeschäft werden dürfte. Noch ist das WAP-Angebot spärlich, aber den Zeitungen folgen bereits Kinoprogramme, Zugfahrpläne und Konzertkalender.

Von zeitloser Schönheit ist das Dauerthema Konvergenz der Leitungsnetze. Dem viel strapazierten Schlagwort wird langsam Leben eingehaucht und immer mehr Benutzer sind weltweit unter einer Nummer erreichbar - egal, ob im Festnetz oder mobil. Welche Priorität die Verschmelzung von GSM, Festnetz und Internet hat, zeigt das Beispiel Mannesmann: Seit die britische Vodafone Airtouch ihre feindliche Hand nach dem deutschen Mischkonzern ausgestreckt hat, vergeht keine Woche, in der nicht eine neue technologisch-wirtschaftliche Kooperation angekündigt wird. Klingende Namen wie die Deutsche Bank, Riese America Online (AOL) sollen den unabhängigen Mannesmännern den Rücken stärken.

Auf dem Speisezettel der 250 Aussteller, 200 Experten und 55 Netzbetreiber aus 26 Ländern steht nebst der technischen Weiterentwicklung der weltweit unterschiedlichen Mobilfunksystme auch die wirtschaftliche. Schließlich wollen die Operators nicht nur ständig investieren, sondern endlich satte Gewinne abschöpfen . . .