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Sir Alex Ferguson, Pferdeliebhaber und Urgestein von Manchester United

Foto: APA/EPA
London/Wien - Manchester United, der Welt reichster Fußballklub, könnte kurz vor einer der größten Krisen in seiner Geschichte stehen. Zwischen dem Vorstand sowie Trainer Sir Alex Ferguson auf der einen, und dem Hauptaktionär John Magnier auf der anderen Seite, ist ein Konflikt entbrannt, der Langzeit-Coach Ferguson seinen Job kosten könnte. Der irische Multimillionär Magnier fordert mehr Transparenz in Finanzangelegenheiten und stemmt sich gegen eine Vertragsverlängerung von Ferguson, bevor seine Wünsche erfüllt sind. Allgemein wurde erwartet das der Schotte noch diese Woche seinen Kontrakt um zwei Jahre verlängert, und damit bis 2007 an United gebunden wäre. Insbesonders drängt Magnier auf eine Untersuchung des Gebarens bei Transfers, bei deren Abwicklung angeblich zu viel Geld an Spieleragenten geflossen sein soll.

Umstrittene Transfers

Im Speziellen geht es um die Rolle von Fergusons Sohn Jason, Besitzer der Spieleragentur Elite Management, bei der Verpflichtung des US-Torhüters Tim Howard im Sommer 2003. Ferguson Junior soll 202.000 Euro für seine Dienste bei der Abwicklung des Transfers erhalten haben. Der englische Fußball-Verband (FA) hatte deswegen bereits kürzlich eine Untersuchung eingeleitet.

"Was wir nicht verstehen können, sind die enorm hohen Rechnungen, die Spieleragenten an das Unternehmen (Manchester United) stellen", zitierte die "Sunday Times" aus einem Brief, den Magnier und dessen Geschäftspartner JP McManus, die einen Anteil von 25,49 Prozent am englischen Meister halten, an Verwaltungsratschef Sir Roy Gardner geschrieben haben sollen. "Wir fordern eine klare Erklärung (...). Bis dahin sollen keine weiteren Schritte (= Vertragsverlängerung für Ferguson, rob) unternommen werden", fordern die beiden.

Unter die Lupe genommen werden sollen aber auch die Transfers von Christian Ronaldo und Juan Sebastian Veron. Der junge Portugiese wurde im vergangenen Sommer um eine sehr hohe Summe von Sporting Lissabon gekauft, für den Argentinier wurde die volle Kaufsumme von 28 Mio Pfund an Lazio Rom überwiesen, obwohl die Römer noch Geld für Jaap Stam schuldig waren. Magnier will notfalls die Einberufung einer Generalversammlung der Manchester United plc beantragen um dort seine Interessen durchzusetzen.

Der "Fels von Gibraltar"

Doch das Verhältnis von ihm und Ferguson ist auch durch einen Rechtsstreit um ein hochkarätiges Rennpferd belastet, der nach britischen Medienberichten der eigentliche Grund für den Streit bei United sein könnte. Der Schotte hat vor einem Gericht in Dublin Klage gegen den Magnaten eingereicht. Ferguson will die Hälfte der Zuchtgebühren, des Galoppers "Rock of Gibraltar", der ihm und Magniers Ehefrau je zur Hälfte gehörte, einbringen soll. Der Hengst hatte im Jahr 2002 sieben erstklassige Rennen gewonnen und war beim Breeders Cup Zweiter geworden.

Magnier bestreitet die Ansprüche Fergusons. Der Ire ist einer der einflußreichsten Männer seines Landes und ein führender Spieler in der globalen Rennpferd-Szene. Er ist Mitbesitzer des Coolmore-Gestüts, dessen Wert auf 200 Millionen Pfund geschätzt wird. Magnier hatte Ferguson einst in die höheren Sphären des Pferderennsports eingeführt. Seitdem dieser jedoch eine gütliche Einigung in der Sache "Rock" abgelehnt hat, begann Magnier eine Medienkampagne die offenbar Fergusons Position destabilisieren soll. Fußball interessiert Magnier nicht wirklich, angeblich hat er erst einmal ein Spiel in Old Trafford gesehen.

Interne Untersuchung

Die Vereinsführung von United steht jedenfalls hinter ihrem 62-jährigen Trainerdenkmal und weist jedes Fehlverhalten zurück. Am Montag wurde eine zudem eine interne Untersuchung der umstrittenen Transfers eingeleitet. In einer ausführlichen Stellungnahme an die Londoner Börse legt der Verein sein Gebaren in dieser Angelegenheit offen. Wörtlich heißt es darin: "Sir Alex Ferguson identifiziert mögliche Zielpersonen (= Spieler, rob)und empfiehlt Ein- und Verkäufe, er ist in finanzielle oder Vertrags relevante Aspekte der Verhandlungen mit Spielern, Agenten oder Klubs aber nicht involviert." Zuständig dafür sei allein der Vorstand unter der Leitung des Vorsitzenden David Gill. (Michael Robausch)