Das Leitmotiv der "klassischen Sozialistin" Rosa Jochmann blieb bis zu ihrem Tod 1994 unverändert: "Alle sind willkommen, die mit uns gemeinsam gegen die erstarkenden Kräfte des Faschismus auftreten wollen ... Der Kampf, den wir führen, ist ein Kampf, der nie zu Ende geht!"
Ihr Leben für die Politik war vor allem eines gegen den Faschismus. Und der Kampf der Widerständischen blieb nicht im Rhetorischen befangen, sondern sie hat ihn am eigenen Leib durch ihre Deportation ins KZ Ravensbrück und zahlreichen Haftstrafen zu spüren bekommen.
Sozialisation als Arbeiterin
Geboren am 19. Juli 1901 als Tochter einer sehr armen Wiener ArbeiterInnenfamilie, kam sie bereits mit 14 Jahren als Hilfsarbeiterin in die Wiener Süßwarenfabrik Schmidt & Söhne. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter musste sie außerdem ihre jüngeren Geschwister betreuen und den Haushalt führen.
Rosa Jochmann engagierte sich schon in jungen Jahren in Gewerkschaftsbewegung und der Sozialdemokratischen Partei. 1926 besuchte sie die ArbeiterInnen-Hochschule, wo sie von Otto Bauer, Karl Renner sowie Max und Friedrich Adler unterrichtet wurde. In den Jahren 1925 bis 1932 war sie Gewerkschaftssekretärin der SDAP und von 1932 bis 1934 als Zentralsekretärin der Sozialistischen Frauen Österreichs tätig.
Als Revolutionäre Sozialistin deportiert
Ab 1934 setzte sie als Mitglied der illegalen Revolutionären SozialistInnen unter dem Decknamen Josefine Drechsler ihre politische Arbeit fort. Während dieser Tätigkeit wurde sie mehrmals inhaftiert: 1934 zu einer mehrmonatigen Haftstrafe in Wiener Neustadt und 1939 zu einem Jahr Kerker in Wien. Nach kurzer Zeit in Freiheit, in der sie weiterhin unerschrocken antifaschistisch tätig war, wurde sie noch 1940 von der Gestapo in das KZ Ravensbrück verschleppt und bis 1945 gefangen gehalten. Und sogar dort war sie im Lagerwiderstand aktiv.
Ein Leben für die Sozialdemokratie
Doch bereits bei der ersten Wahl der zweiten Republik wurde Rosa Jochmann als Abgeordnete in den Nationalrat gewählt. Bis 1959 war sie Frauensekretärin der SPÖ, danach bis 1967 Vorsitzende des SP-Frauenkomitees. Zuletzt war sie auch einige Jahre stellvertretende SPÖ-Parteivorsitzende. Ab 1949 wirkte Jochmann außerdem als Vorsitzende des Bundes Sozialistischer FreiheitskämpferInnen und Opfer des Faschismus. Ein Einsatz, den sie bis zu ihrem Tod am 28. Jänner 1994 im Alter von 93 Jahren mit ihrer ganzen Kraft erfüllte.