Seit Mitte der 90er Jahre herrscht ein Misstrauen gegen die Identitätspolitiken sexueller Befreiungsbewegungen vor, da deren Politik als zumeist ausgrenzend und im Verbund mit dem herrschenden heteronormativen System stehend kritisiert wird. Viele dieser Ansätze stützen sich dabei explizit auf Foucault, übersehen jedoch, dass er ein tragbares Konzept für kollektive, politische Einspruchsformen entwickelt hat. Es ist die Existenzform der Freundschaft, die Foucault nahezu ausschließlich auf die schwule Kultur bezog. Es soll gezeigt werden, dass dieser Entwurf ebenfalls auf die Gruppe der Lesben ausdehnbar ist. Lesbische Sexualität wird dadurch sowohl als Entscheidungsprozess als auch als ein Kommunikations- und Beziehungsträger sichtbar. Lesbisch zu sein heißt dann in diesem Sinne lesbisch zu werden. Insofern entwickelt sich das Problem der „lesbischen Identität“ vor allem zu einer Herausforderung an Frauenfreundschaft und Solidarität. Ein Konzept, das den Fallen totalitär ausgerichteter Identitätspolitiken entgehen kann, ohne dabei dem Verzicht auf diese generell das Wort zu reden.
Biographisches