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Hunde werden oftmals besser behandelt als Kinder

Foto: APA/ GWR

Wovor die Kinder in Österreich Angst haben

Grafik: DerStandard

Väter werden als abwesend empfunden und Hunde oft besser behandelt als Kinder: Die österreichischen Kinderfreunde erhoben zum zweiten Mal, wie Kinder ihr Leben, ihre Familie und ihre Zukunft sehen.

Wien – Ein bisserl erinnert das Ergebnis an die Frage, ob ein Glas halb voll oder halb leer ist: Vier von zehn Kindern, erhoben die österreichischen Kinderfreunde, halten die Aussage "Kinder sind überall herzlich willkommen" für zutreffend. Doch wer da gratulieren will, bekommt eine Abfuhr: "Das Problem", sagt Kinderfreunde-Vorsitzende Waltraud Witowetz-Müller, "ist, dass 60 Prozent der Kinder das nicht so sehen". Immerhin bestätigen rund zwölf Prozent, dass Erwachsene Hunde besser behandeln als Kinder.

Kinderbefragung

Donnerstagvormittag präsentierten die SP-nahen Kinderlobbyisten ihre "Kinderbefragung". Zum zweiten Mal wurde repräsentativ (über 1000 Befragte, großteils zwischen acht und 13 Jahre alt, gleichmäßig über Stadt und Land verteilt) erhoben, wie Kinder sich, ihre Umwelt und ihre Zukunft sehen. Schwerpunkt der vom "Institut für Kinderrechte und Elternbildung" durchgeführten Studie war die Rolle der Väter aus Kindersicht. Das, bedauerte Studienautorin Daniela Pruner, mache Vergleiche mit der Studie aus 2003 unmöglich.

Kochen und Kuscheln

Auffälligstes Ergebnis der neuen Studie, so die Autorin und die Initiatorin, sei, dass "Väter vor allem als abwesend wahrgenommen" würden: Väter – oder Stiefväter – arbeiten und ernähren (18,3 Prozent), reparieren (17,8) und erklären (12,7) – für kochen und kuscheln (5,9 respektive 5,5 Prozent) sind sie nicht zuständig.

Glücklich macht das die Kinder nicht: Mehr Zeit mit der Familie und weniger Arbeit wünschen sich – und ihren männlichen Bezugspersonen – mehr als 36 Prozent der Kinder. "Das weist auf ein sehr traditionelles Familienbild hin", schloss Witowetz-Müller aus den Zahlen. Auch, dass – in der Kategorie "wenn ich einmal selber Familie habe" – der Vorsatz, Arbeiten partnerschaftlich zu erledigen ebenso wie die Idee, dass beide Partner arbeiten gehen sollen, kaum Priorität genießt, untermauere diese These.

Ängsteranking

Die Angst, dass die Eltern sich trennen könnten, liegt mit 15 Prozent übrigens auf Platz drei des kindlichen "Ängsterankings": Jedes vierte Kind fürchtet schlechte Noten, 16,5 Prozent haben Angst vor Aids. Zukunftsängste ("Angst, keinen Job zu finden") plagen jedes achte – Angst vor Ausländern haben hingegen nur zwei Prozent.

Gepaart mit der Notenangst lässt der Neujahresvorsatz "mehr lernen" (26 Prozent) Witowetz-Müller nach Maßnahmen im Bildungsbereich rufen: Klassen mit bis zu 30 Schülern und Einsparungen im Schulbereich würden dazu führen, dass der steigende schulische Druck zum bestimmenden Faktor im Leben vieler Kinder würde. (rott, DER STANDARD Printausgabe 23.1.2004)