Rom - Italiens Außenminister Franco Frattini hat sich
gegen ein "Direktorium" der Regierungen in London, Paris und Berlin
in der Europäischen Union ausgesprochen und vor einem "Europa der
zwei Geschwindigkeiten" gewarnt. Ein "Direktorium aus mehreren
Ländern" berge die Grundlagen für eine Spaltung und gefährde damit
die europäische Einheit, sagte Frattini am Donnerstag vor dem Senat
in Rom in Anspielung auf den kommenden deutsch-französisch-britischen
Gipfel am 18. Februar in Berlin.
Der frühere italienische Regierungschef Lamberto Dini hatte den
drei Ländern bereits offen vorgehalten, sie bildeten ein "Direktorium
und keine Avantgarde".
Die künftige EU-Verfassung werde "verschiedene Formen der
verstärkten Zusammenarbeit" zwischen EU-Staaten vorsehen, sagte
Frattini. Dabei werde es "aber einen offenen Mechanismus" geben, so
dass sich jeweils auch andere Mitglieder der Union anschließen
könnten.
Die Beratungen der bald 25 EU-Staaten über die Verfassung waren im
Dezember unter italienischer EU-Präsidentschaft am Streit um die
Machtverteilung gescheitert. Der deutsche Kanzler Gerhard Schröder,
Frankreichs Präsident Jacques Chirac und der britische
Premierminister Tony Blair wollen in Berlin unter anderem erneut
Lösungen im Streit um die EU-Verfassung ausloten. (APA)