Der Budapester Sender Tilos Radio hat wegen einer umstrittenen christenfeindlichen Aussage eines Moderators 30 Tage Sendeverbot erhalten. Das Medien-Kontrollkuratorium ORTT verhängte in einer Entscheidung vom Mittwochabend die Sanktion, nachdem ein offenbar betrunkener und mittlerweile entlassener Moderator in einer Sendung vom 24. Dezember gesagt hatte: "Ich würde alle Christen ausrotten." Die größere ungarische Oppositionspartei Fidesz-Ungarischer Bürgerverband und Vertreter zahlreicher konservativ-christlicher, nationalistischer und rechtsextremer Gruppierungen hatten eine völlige Einstellung des als alternativ-anarchistisch bekannten Senders gefordert.

Fidesz fordert sofortige Einstellung des Sendebetriebs

Wie ungarische Medien am Donnerstag weiter berichteten, wurde die Entscheidung von dem Vorsitzenden des Gremiums sowie von den Vertretern der größeren Regierungspartei MSZP und der kleinen, konservativen Oppositionspartei MDF unterstützt. Die Vertreterin der oppositionellen, rechtskonservativen Fidesz enthielt sich der Stimme, während der Delegierte der mitregierenden linksliberalen Freidemokraten (SZDSZ) sich gegen das Vorhaben aussprach. Fidesz war unzufrieden mit der "milden" Entscheidung, weil es die sofortige Einstellung des Sendebetriebs von Tilos Radio gefordert hätte. SZDSZ-Politiker gaben sich hingegen "traurig" darüber, dass sich das Kuratorium "nicht von der Hysterie um den Sender unabhängig machen" konnte.

Die Debatte um Tilos Radio hatte bereits einmal für viel Aufsehen gesorgt. Nach einer Demonstration rechtskonservativer und rechtsextremer Gruppen gegen den Sender am 11. Jänner war es zu der Verbrennung einer israelischen Fahne durch Teilnehmer der Kundgebung gekommen. Außerdem war eine Fotografin der ungarischen Nachrichtenagentur MTI tätlich angegriffen und beschimpft worden worden. Mittlerweile sind drei Männer in Haft, denen die Verbrennung der Fahne vorgeworfen wird.

Auf der Demonstration hatten außerdem rechtsextreme Redner von der "Unterdrückung der Mehrheit durch eine rassistische Minderheit" gesprochen und "null Toleranz" gefordert. Zahlreiche Teilnehmer trugen bei der Veranstaltung gelbe Kreuze an ihrer Kleidung - in Anspielung auf den gelben "Judenstern", mit dem im Nationalsozialismus Juden gekennzeichnet worden waren. Auch Fahnen mit rot-weißen "Arpad-Streifen", ein Erkennungszeichen der Rechtsextremen in Ungarn, waren zu sehen. Der Verband der jüdischen Gemeinden Ungarns (MAZSIHISZ) brachte im Zusammenhang mit dem Inhalt und den antisemitischen Untertönen der Reden eine Anzeige wegen Verletzung der Religions- und Meinungsfreiheit ein. (APA)