Hamburg - Im Hamburger Prozess um die Anschläge vom
11. September 2001 hat ein Vernehmungsbeamter der Polizei ausgesagt,
dass der von der deutschen Bundesanwaltschaft geladene Zeuge Geld für
seine Aussage zu Lasten des Angeklagten Abdelghani Mzoudi verlangt
habe. "Er müsse seinen Lebensunterhalt bestreiten", gab der
Vernehmungsbeamte am Donnerstag vor dem Hanseatischen
Oberlandesgericht die Aussage des Zeugen wieder.
Hat angeblich CIA gewarnt
Bei dem Mann handele sich nach eigenen Angaben um einen
Mitarbeiter der iranischen Auslandsspionage, der den US-Geheimdienst
CIA vor den Anschlägen in New York und Washington gewarnt haben will.
Diesen Angaben hätte die CIA aber nicht geglaubt. Der Zeuge habe
Mzoudi selbst nicht gekannt, sondern sich auf ein E-Mail berufen, in
dem der angeklagte Marokkaner zum Umfeld der Hamburger Gruppe um den
mutmaßlichen Flugzeugentführer Mohammed Atta gezählt worden sei.
In dem Mail sei lediglich die Rede von einer Person gewesen, die
in Deutschland vor Gericht stehe und freigelassen worden sei, um die
Behörden auf die Spur weiterer Mitglieder aus dem Umfeld der
Atta-Gruppe zu bringen. Deshalb solle Mzoudi von der islamischen
Extremisten-Organisation El Kaida "eliminiert" werden, sagte der
Beamte.
Aus Untersuchungshaft entlassen
Mzoudi war Mitte Dezember überraschend aus der Untersuchungshaft
entlassen worden, nachdem eine ihn entlastende Aussage aufgetaucht
war. Die Bundesanwaltschaft hält es dennoch für erwiesen, dass der
Marokkaner von den Anschlagsplänen der Hamburger Gruppe um Atta
wusste und diese unterstützte. Sie hat deshalb 15 Jahre Haft für den
31-Jährigen gefordert. Die Verteidigung plädiert auf Freispruch. Das
Oberlandesgericht hatte die ursprünglich für Donnerstag angesetzte
Urteilsverkündung wegen des neuen Zeugen verschoben. (APA/Reuters)