"Selbstversöhnung"
Einen Zusammenhang mit dem Diskurs über die Selbstversöhnung der Deutschen mit ihrer Geschichte sieht Reemtsma nicht: "Es ist im Laufe der letzten Jahrzehnte schon so oft ausgerufen worden, es gäbe jetzt den Haltepunkt, die Deutschen seien nun mit der Geschichte versöhnt." Aber die Wehrmachtsausstellung, die Klemperer-Tagebücher und die Goldhagen-Debatte sprächen dagegen.
Zu den Auswirkungen der beiden Wehrmachtsausstellungen sagte Reemtsma, man werde in der Öffentlichkeit über dieses Thema nicht mehr so reden, wie man zuvor darüber geredet habe. Das sei der Erfolg des Instituts für Sozialforschung. Viel mehr könne eine solche Einrichtung nicht erreichen. Die Wanderausstellung "Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941-1944" wird vom 29. Jänner an in Hamburg als letzte Station gezeigt. Im April und Mai 2002 machte die zweite Auflage der Ausstellung auch in Wien Station.
Überarbeitung
Die erstmals im Jahr 1995 gezeigte Wehrmachtsausstellung war von Reemtsma nach massiven Zweifeln an ihrer Wissenschaftlichkeit im Herbst 1999 zurückgezogen worden. Historiker hatten moniert, dass manche Bilder nicht zu den Bildunterschriften gepasst hätten. Ein Expertengutachten ergab, dass die Ausstellung zwar Fehler und Ungenauigkeiten aufwies, in ihrer Kernaussage aber richtig gewesen sei. In der Neuauflage präsentierte sich die Wehrmachtausstellung doppelt so groß wie die alte und mit deutlich mehr Beweisen für die Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegsverbrechen in der NS-Zeit.