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Foto: APA/EPA/Sasa Stankovic
Belgrad - Der Belgrader Anwalt der Witwe von Zoran Djindjic, Ruzica, ist der Ansicht, dass in dem seit Dezember geführten Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder des ehemaligen serbischen Regierungschefs vor einem Belgrader Spezialgericht zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität nur "zweitrangige Beweise" vorlägen. Gegenüber der Tageszeitung "Danas" erklärte der Anwalt Rajko Danilovic, dass der "politische Hintergrund" des Mordanschlages überhaupt nicht untersucht worden sei.

Laut Anklage wurde die Ermordung des Ex-Premiers von der Mafia-Gruppe aus dem Belgrader Vorort Zemun vorbereitet. Unterstützung soll diese von einigen mit ihr in Verbindung stehenden Angehörigen der Spezialpolizeieinheit "Rote Barette" erhalten haben. Danilovic hält es jedoch für unmöglich, dass die Zemun-Mafia und die "Roten Barette" die Tat allein verüben konnten.

Fehlende Untersuchungen

"Die Verantwortung von Sicherheitsdiensten, einigen Zentren politischer und finanzieller Macht, aber auch die Verantwortung einiger Personen aus der engsten Umgebung des ermordeten Regierungschefs sind nicht untersucht worden", präzisierte der Anwalt. Für ihn stelle sich die Frage, wie mehrere Sicherheitsdienste, darunter die Einheit zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, die Sicherheits- und Informationsagentur BIA (einst Geheimpolizei) sowie die Kriminalpolizei nach mehreren früheren Attentatsversuchen die Ermordung nicht verhindern konnten.

Leibwächter beantragten Schutzweste für sich, Djindjic trug keine

Nach Angaben des Anwalts trug Djindjic zum Zeitpunkt der Tat keine Schutzweste. Die Leibwächter des Regierungschefs hätten zusätzliche Sicherheitsausrüstung beantragt. Diese Forderung sei jedoch nicht erfüllt worden. Ob auch eine Schutzweste beantragt worden sei, wisse er jedoch nicht, sagte Danilovic.

Wie war "Legijas" Flucht möglich?

Eine offene Frage ist für ihn auch der Tod von zwei Anführern der Zemun-Mafia. Dusan Spasojevic und Mile Lukovic waren nach offizieller Darstellung bei einem Festnahmeversuch durch die Polizei Ende März ums Leben gekommen. Danilovic warf gegenüber der Tageszeitung auch die Frage auf, wie die Flucht des einstigen Kommandanten der "Roten Barette", des mutmaßlichen Hauptorganisators des Mordanschlages, Milorad "Legija" Lukovic, nach der Tat am 12. März des Vorjahres möglich war.

Danilovic unterstrich allerdings, dass er den von der Polizei geschilderten Tathergang nicht anzweifle. In der Öffentlichkeit kursieren schon seit Monaten in diesem Zusammenhang unterschiedliche Mutmaßungen. (APA)