Viele Frauen sehen den Wiedereinstieg nach der Kinderpause als Chance an, sich beruflich neu zu orientieren beziehungsweise bisher vernachlässigte Berufsziele anzustreben. Bei Bewerbungen antworten sie aber häufig auf die Frage, was sie denn in den letzten Monaten und Jahren getan haben, mit: "Nichts - ich war nur daheim."

Das Gegenteil aufzuzeigen ist angesagt - in der Familienarbeit werden Fähigkeiten und Kompetenzen entwickelt und trainiert, die in der heutigen Berufswelt immer wichtiger werden: Kommunikations-, Organisations- und Konfliktfähigkeit, Durchsetzungskraft, Flexibilität, Problemlösungskraft, Lernfähigkeit, Eigeninitiative oder Stressresistenz.

Selbstunterschätzung

Mütter, die nach der Familienphase wieder in die Berufswelt einsteigen wollen, können meist viel mehr, als sie glauben.

Wer von den eigenen Kompetenzen nicht so überzeugt ist, der sollte am Projekt "Familienkompetenzen - Schlüssel für mehr Erfolg im Beruf" des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen teilnehmen. Auf Basis eines Testverfahrens wird ein schriftliches Gutachten über die Stärken und Entwicklungspotenziale der Teilnehmerin ausgestellt. Damit können sich künftige Arbeitgeber ein klares Bild vom persönlichen Kompetenzprofil der Bewerberin verschaffen.

Die zweite Karriere

Die so genannte "zweite Karriere" wird künftig zum Massenphänomen. Zweite Karriere bedeutet, dass ältere Arbeitnehmer in einer anderen Branche und/oder einer anderen Funktion vollkommen neu durchstarten wollen beziehungsweise müssen.

Trotz des prognostizierten demografischen Knicks werden auch in den kommenden Jahren noch viele ältere Arbeitnehmer aus dem Job gedrängt werden. Andere wiederum ergreifen selbst die Initiative, um sich beruflich völlig neu auszurichten. Sie sind es leid, jahrzehntelang den gleichen Job auszuüben. Die Herausforderung, sich mit über 40 am Bewerbermarkt zu positionieren, ist groß. Wer Erfolg haben will, sollte bei der Bewerbung folgende Regeln berücksichtigen:

  • Dokumentieren Sie Ihre Fähigkeiten, Ihr Fachwissen und Ihre Erfahrung.
  • Betonen Sie Ihre Lernfähigkeit.
  • Lassen Sie Ihre Persönlichkeit wirken.
  • Nehmen Sie Ihren (jüngeren) Gesprächspartner ernst.
  • Bleiben Sie selbstbewusst. [] Aber fordern Sie nicht das gleiche Gehalt, das Sie zuletzt bezogen haben.
  • Und verzichten Sie auf Prestige- und Machtinsignien.
  • Fragen Sie stattdessen lieber nach Weiterbildungsangeboten.

Sinnvoll ist es natürlich, sich zuerst bei jenen Unternehmen zu bewerben, die aktives Age-Management betreiben und die Herausforderungen der Zukunft schon erkannt haben. (DER STANDARD Printausgabe, 17./18.1.2004)