Wien – Für Kenner Gerhard Randas, Aufsichtsratspräsident der Bank Austria-Creditanstalt (BA-CA), hat sich das Ende der zehnmonatigen Ära Karl Samstag bereits abgezeichnet.

Tadel und Hiebe zur Weihnachtsfeier

Im Wiener Palais Ferstel hatten sich die Banker zur Weihnachtsfeier versammelt, als Randa zur Weihnachtsrede anhob. Doch statt Lob und guter Wünsche verteilte er Tadel und verbale Hiebe. Randa ortete "Leistungsverweigerer", einen Mangel an Elan und Tempo, versprühte Kritik und schlechte Laune.

Das war der erste Akt der Demontage von BA-CA-Vorstandsvorsitzendem Karl Samstag. Die Ouvertüre war im Oktober zu hören, als Randa bei einer Führungskräftetagung mehr "Kampfwillen" einforderte und spitze Pfeile in Richtung Samstag und BA- CA-Vorstandsmitglied Friedrich Kadrnoska schoss. Kadrnoska ist derzeit auch fürs Personal zuständig, wird diesen Bereich möglicherweise an den künftigen BA-CA-Generaldirektor Erich Hampel abtreten müssen.

In Ungnade

Der Hintergrund dafür, dass Samstag und Kadrnoska in Ungnade gefallen sind: Sie sind dem Dynamiker Randa zu langsam geworden. Ein Beobachter Randas, der Samstag erst vor zehn Monaten als seinen Nachfolger als Bankchef installieren ließ: "Randa ist von Samstag enttäuscht. Er ist doch nicht der Typ, der den Stier bei den Hörnern packt, und er denkt nach veralteten Mustern. Man muss der Mannschaft jetzt einimpfen, dass die BA-CA nur dann überlebt, wenn sie massiv einspart und sich in die HVB integriert."

Kurzum: Randa befürchtet, dass "sein Baby BA-CA" (ein Manager der Bank) unter die Räder kommen könnte. Und: Randa hat zwar das Tagesgeschäft längst an Samstag abgegeben, kann die Zügel trotzdem nicht loslassen. Er trifft nach wie vor wichtige Personalentscheidungen, er lässt sich nach wie vor Werbekampagnen für die Bank vorlegen.

Gutes Verhältnis zum Betriebsrat

Auf sein Verhältnis mit Samstag hat sich das schlecht ausgewirkt. Immer nachdrücklicher fordert Randa massive Einschnitte im Personalbereich, Einschnitte, die Samstag zwar mittragen will, aber nur in Absprache mit dem Zentralbetriebsrat der Bank. So ist Samstags Verhältnis zu Hedwig Fuhrmann, der Betriebsratschefin, ausgesprochen entspannt. Auf Konfrontationskurs mit den Belegschaftsvertretern, so ist aus der Bank zu hören, wollten weder Samstag noch der fürs Personal zuständige Vorstand Kadrnoska gehen.

Widerstand, den Randa aber immer weniger brauchen konnte. Denn seit die BA-CA- Mutter HVB in München ihre Strategie, die Tochter mehr oder weniger unbehelligt werken zu lassen, aufgegeben hat, kommt auch BA-CA-Präsident Randa immer mehr unter Druck. HVB-Boss Dieter Rampl hat, nachdem die HVB ihre existenzielle Krise mit einem Verlust von 858 Mio. Euro (2002) überwunden hat, wieder Luft und ganz offenbar Lust aufs Regieren.

Anlass für Machtdemonstration selbst geliefert

Sie greifen nun, was auch ihr gutes Recht ist, nach Österreich durch. Umso schlimmer, dass die Wiener den ersten Anlass für eine bayerische Machtdemonstration selbst geliefert haben: Der BA-CA- Vorstand wollte die Schoellerbank verkaufen, doch kaum hatte HVB-Chef Rampl davon über inoffizielle Wege Wind bekommen, blies er ab: "Die Entscheidungen fallen immer noch in München."

Eine schwere Schlappe für Randa, der den Schuldigen bald ausgemacht hatte: Samstag "hat kein Abschlussmandat gehabt", ließ er, der vom Deal gewusst hatte, verbreiten. Die Folge: Das ohnedies schon sehr abgekühlte Verhältnis Randa-Samstag sank unter den Gefrierpunkt. Dass Hampel, der nächster BA-CA- Chef werden soll, Randa braver folgen wird, ist wahrscheinlich. (Renate Graber, DER STANDARD Printausgabe, 21.1.2004)