Rom - Parmalat Austria, österreichische Tochter des insolventen italienischen Nahrungsmittelriesen Parmalat, sei für keine Unregelmäßigkeiten verantwortlich.

Dies betonte der inhaftierte Co-Chef der Parmalat Austria, Claudio Pessina, nach Angaben seines Rechtsanwalts Salvatore Pino. "Parmalat Austria war eine operative Gesellschaft, die keine Unregelmäßigkeiten begangen hat. So hat mir das jedenfalls mein Mandant versichert", sagte Pino.

Parmalat Austria mit Sitz in Wien hält mit 25 Prozent plus einer Aktie eine Sperrminorität am niederösterreichischen Molkereikonzern NÖM. Die NÖM wartet ebenso wie zahlreiche andere Molkereien in Österreich auf Geld aus Italien.

Keine Verbindungen zu Bonlat Financing Corporation

Über Verbindungen zwischen Parmalat Austria und jener Bonlat Financing Corporation auf Grand Cayman, deren Bankguthaben von nahezu 4 Mrd. Euro bei der Bank of America sich als Fälschung herausgestellt hat, habe Pessina nicht berichtet, sagte der Rechtsanwalt.

Sein Mandant arbeite mit den Staatsanwälten von Parma und Mailand aktiv zusammen, um die Hintergründe des internationalen Betrugsskandals zu klären.

Unwissende Strohmänner

"Pessina und andere Parmalat-Manager wurden oft als Strohmänner an die Spitze fiktiver Töchter von Gesellschaften des Milchkonzerns gestellt. Ihnen war dies oft nicht einmal bewusst", erklärte der Rechtsanwalt.

Laut Pino habe Pessina nur Befehle ausgeführt und sich nicht aktiv an der Bilanzfälschung beteiligt. "Er arbeitete hauptsächlich als Sekretär des Parmalat-Buchhalters Gianfranco Bocchi. Pessina wusste, dass der Skandal auffliegen würde und hat dafür gesorgt, dass wichtige Beweise nicht vernichtet wurden", meinte der Rechtsanwalt.

Pino hatte in den vergangenen Wochen einen Enthaftungsantrag für seinen am 31. Dezember inhaftierten Mandanten eingereicht, der jedoch abgelehnt wurde.

Haftdauer ungewiss

Wie lange Pessina noch in Untersuchungshaft bleiben müsse, könne Pino nicht schätzen. Eine ursprünglich am Mittwoch geplante Vernehmung seines Mandanten sei aus ungeklärten Gründen verschoben worden.

"Pessina hat größte Kooperationsbereitschaft bewiesen", sagte der Rechtsanwalt. Pessina werden wie anderen Parmalat-Manager unter anderem Bilanzfälschung, Steuerbetrug und Beteiligung an einer kriminellen Organisation vorgeworfen. (APA)