Damit dürften die Analysten so daneben nicht liegen, denn auch in Wien werden die Informationen, wonach TI möglicherweise schon nächste Woche verkaufen könnte, immer dichter. Das Problem dabei: Laut der vereinbarten Behaltefrist (Lock-up-Periode) hat der zweite TA-Großaktionär, die Staatsholding ÖIAG, das Recht, zeitgleich mit TI ebenfalls knapp 15 von ihren insgesamt 47,2 Prozent zu veräußern.
Pocht die ÖIAG, die laut Insidern bis März nichts privatisieren will, nun auf diese Vereinbarung, blieben die Italiener quasi "gefangen". Darüber werde noch verhandelt, heißt es dazu in der ÖIAG knapp.
Kein Notverkauf
Dringend brauchen würde TI das Geld zwecks Schuldenabbau übrigens nicht, betont man in TI-Unternehmenskreisen. Der TA-Kurs liege mit 10,74 aber doch deutlich über dem Langzeitkurs von neun Euro, man sollte also die Gelegenheit, Kassa zu machen, nutzen und verkaufen.
Die erwarteten Einnahmen - das TA-Paket der TI ist rund 800 Millionen Euro schwer - stellen für TI frisches Geld für die Expansion dar. TI will, wie berichtet, wieder massiv im Ausland investieren. 600 Millionen Euro sollen in den Ausbau von Breitbandnetzen in Europa investiert werden, kündigte Riccardo Ruggiero, Chef der TI-Festnetzsparte an. Im Visier der Telecom Italia Auslandspolitik stehen zunächst einmal Deutschland und Frankreich.
Nachdem TI im Rahmen des rigorosen Sparprogrammes 2001/2003 nahezu alle Auslandsbeteiligungen verkauft und das Inlandsgeschäft völlig umstrukturiert hat, habe TI wieder Appetit aufs Ausland, sagte Ruggiero. Allerdings sind nicht mehr Standarddienstleistungen sondern der DSL-Markt, also Breitband, von Interesse. Italien verfügt zur Zeit über zwei Mio. DSL-Anschlüsse und will diese bis 2006 auf fünf Millionen erhöhen. In Deutschland soll die Zahl bis 2006 von 3,6 auf 15 Mio. wachsen. Zu diesem Zweck hat Telecom Italia vor kurzem Breitbandanbieter in Deutschland (Hansenet) und Frankreich gekauft.
Schuldenabbau