Wien - In den nächsten Wochen sollen bei den ÖBB auch die strukturellen und personellen Weichen in die Zukunft gestellt. Wie berichtet soll voraussichtlich bis Anfang Februar eine neue ÖBB-Holding gegründet werden, unter der die ÖBB dann schrittweise in vier AGs und fünf GmbHs geteilt werden. Am Wochenende haben nun die Spekulationen, wer und wie viele Vorstände in der neuen Holding sitzen werden, neue Nahrung erhalten.

Verkehrsminister Hubert Gorbach (F) betonte am Montag noch einmal, dass an eine Ablöse von ÖBB-Generaldirektor Rüdiger vorm Walde nicht gedacht sei. "Vorm Waldes Vertrag läuft bis Mitte 2006. Sein Sessel wackelt nicht. Er hat jetzt die Chance zu beweisen, aus der ÖBB-Neu etwas zu machen", sagte Gorbach heute am Rande von Transit-Gesprächen in Wien vor Journalisten. Fix in den Holding-Vorstand dürfte auch Finanzchef Erich Söllinger einziehen.

Hierarchie noch fraglich

Offen ist dem Vernehmen aber, noch wie viele Vorstände Vorm Walde und Söllinger in der Holding zur Seite stehen werden und ob es zwischen den Vorständen eine Hierarchie geben wird. Vorstellbar ist laut Bahnkreisen etwa, dass es künftig vier gleichberechtigte Vorstände und damit keinen Generaldirektor mehr geben wird oder dass neben Generaldirektor und Finanzvorstand die Vorstände der vier Töchter-AGs in Personalunion auch in der Holding sitzen werden.

Auslöser der Debatte war ein Bericht des "Standard" vom Wochenende, dass der derzeitige HL-AG-Vorstand und frühere FP-Klubdirektor Josef Moser Vorm Walde beerben könnte. Gorbach bezeichnete dies am Montag als "reine Spekulation ohne Grundlage". Einen Einzug Mosers in den Holding-Vorstand schloss er grundsätzlich nicht aus, entscheidend sei aber, dass die Gesamtzahl der Bahnvorstände nicht erhöht werde, so Gorbach.

"Theoretisch zwei bis sechs Vorstände"

Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka (V) betonte am Montag, dass "theoretisch zwei bis sechs Vorstände" in der ÖBB Holding AG möglich wären. Wie groß der Vorstand tatsächlich sein werde, darüber gebe es "noch keine endgültige Entscheidung", so Kukacka. Die endgültige Entscheidung werde jedenfalls der neue Aufsichtsrat der Holding zu treffen haben, betonte der Staatssekretär.

Auch über die Neubesetzung des Aufsichtsrats wird derzeit aber spekuliert. Eine Ablöse von ÖBB-Aufsichtsratspräsident Franz Rottmeyer (65) zeichnet sich ab. Ihm nachfolgen könnte sein bisheriger Stellvertreter, Wienerberger-Chef Wolfgang Reithofer. Spekuliert wird seit dem Wochenende aber auch, dass der derzeitige Kapitalmarktbeauftragte der Regierung und frühere OMV-Chef Richard Schenz den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen könnte. Als neues Gesicht soll laut "profil" außerdem Telekom Austria-Vorstand Rudolf Fischer in den ÖBB-Aufsichtsrat einziehen.

Wann eine endgültige Entscheidung fallen wird, ist noch offen. Ziel sei die Gründung der Holding bis Anfang Februar. Qualität gehe aber vor Geschwindigkeit, sagt Gorbach. (APA)