Niznansky soll zudem im Februar 1945 in dem slowakischen Ort Ksinna die Erschießung von 18 jüdischen Zivilisten befohlen haben. Unter den Opfern dieses Massakers waren auch acht Frauen und sechs Kinder, die sich in Erdbunkern versteckt hatten. Nach ihrer Entdeckung soll Niznansky ein Hinrichtungskommando zusammengestellt und den Erschießungsbefehl gegeben haben.
Europa
München: Beschuldigter an NS-Massaker in der Slowakei verhaftet
86-Jähriger soll 164 Menschen umgebracht haben - Seit 1996 deutscher Staatsbürgerschaft
München - 59 Jahre nach zwei
nationalsozialistischen Massakern in der Slowakei ist der mutmaßliche
Hauptverantwortliche Ladislav Niznansky in München festgenommen
worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft München I vom Montag
erging gegen den 86-Jährigen Haftbefehl. Dem Mann mit früher
slowakischer und heute deutscher Staatsbürgerschaft wird Mord in 164
Fällen zur Last gelegt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll bis
zum Frühjahr Anklage erhoben werden, so dass noch in diesem Jahr der
Mordprozess vor dem Münchner Schwurgericht beginnen kann. Als Kommandant einer deutschen Spezialeinheit zur
Partisanenbekämpfung ("Edelweiß") soll Niznansky in der Schlussphase
des Zweiten Weltkriegs an einem Massaker in den Orten Ostry Grun und
Klak mit 146 Toten beteiligt gewesen sein. Unter diesen Mordopfern
vom Jänner 1945 waren auch 70 Frauen und 51 Kinder. Die Menschen
seien ohne konkreten Anlass getötet worden; es habe sich um eine
reine Repressalie gehandelt, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt
Christian Schmidt-Sommerfeld.
Hinrichtungskommando
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte sich Niznansky nach
Österreich und dann nach Deutschland abgesetzt, wo er für den
US-Sender "Radio Free Europe" in München arbeitete und 1996 die
deutsche Staatsbürgerschaft bekam. Wegen der Vorwürfe gegen ihn war
er 1962 vom slowakischen Bezirksgericht Banska Bystrica in
Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.
Ermittlungen abgeschlossen
Die Staatsanwaltschaft München I hatte ihre Ermittlungen Anfang
2001 aufgenommen, nachdem das slowakische Justizministerium eine
Anfrage zu Niznansky im Zusammenhang mit dem Urteil von 1962 gestellt
hatte. Die Ermittlungen seien in enger Zusammenarbeit mit den
Strafverfolgungsbehörden in der Tschechischen und Slowakischen
Republik geführt worden. Ein Vertreter der Münchner
Staatsanwaltschaft konnte in beiden Ländern Archiv- und
Gerichtsunterlagen einsehen und war auch bei der Vernehmung von
Zeugen mit anwesend. Die Ermittlungen seien praktisch abgeschlossen,
sagte Schmidt-Sommerfeld. (APA/dpa/Reuters/AP)